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Beim Motorradgottesdienst im Bergmannsdom trafen sich Kutte und Kanzel

Christliche Biker aus ganz Essen feierten Gottesdienst mit Rahmenprogramm und Korso

Motorradfahrer aus der ganzen Stadt und der gesamten Region, ihre Angehörigen, Freunde und weitere Interessierte haben am 1. Juli im Bergmannsdom, der Evangelischen Kirche am Katernberger Markt, gemeinsam den "Essener Motorradgottesdienst" gefeiert. Mitglieder aus verschiedenen christlichen Biker-Gruppen wirkten an der Vorbereitung und Gestaltung mit; die Predigt hielt Pfarrer Rolf Zwick aus dem Weigle-Haus, selbst ein passionierter Motorradfahrer. Für Rock und Blues vom Feinsten sorgte die Jordan Wells-Band. Im Anschluss startete ein abwechslungsreiches Programm mit Info-Ständen, Spezialitäten vom Grill, Kuchenbuffet und Gulaschkanone; ein Motorradkorso führte durch die schönsten Stadtteile des angrenzenden Gelsenkirchen.

Es ist schon ein besonders eindrucksvolles Erlebnis, wenn sich der Katernberger Markt mit dem Brummen vieler leichter und schwerer Maschinen füllt. Gut geölte Motoren dröhnen, blanker Chrom blitzt im Sonnenschein, die Helme von Bikern und Beifahrern blinken. „Mama, da sind Rocker!“ rief ein kleiner Junge beim Pressetermin zum Motorradgottesdienst am Reformationstag im letzten Jahr. Rocker – das stimmt in diesem Fall natürlich nicht. Zwar ist das Image von Motorradfahrern häufig – nach Ansicht der Biker noch viel zu oft – von Gruppen wie etwa den Hells Angels oder den Bandidos geprägt, die immer wieder durch kriminelle Aktivitäten negativ auffallen. „Die große Mehrzahl der Fahrer betrachtet das Motorradfahren als ihr Hobby“, betont Pfarrer Rolf Zwick. „Und viele von ihnen sind für ein Gespräch über Themen des Lebens und Glaubens offen. Deshalb ist es wichtig, dass wir in unseren Gottesdiensten und Gemeinden Orte der Begegnung für sie schaffen.“

Bei den Treffen der verschiedenen christlichen Motorradgruppen werde natürlich auch „Benzin geredet“, schmunzelt der Theologe – es geht um die Vor- und Nachteile der einzelnen Maschinen, um die besten Touren und Ziele für Biker. „Aber daneben spielen Fragen der Existenz, der eigenen Lebensstrecke mit all ihren Kurven und Schlaglöchern eine wichtige Rolle.“ Deshalb passen Kutte und Kanzel, Biker und Beten am 1. Juli im Bergmannsdom gut zusammen, findet Rolf Zwick: „Wir freuen uns auf diesen Gottesdienst, der in einer vergleichsweise lockeren Atmosphäre gefeiert wird, aber durchaus auch um ernste Themen und Fragen kreist.“

Dafür sorgt schon der biblische Predigttext, der für diesen Sonntag vorgeschlagen wird: Ich will dich segnen und du sollst ein Segen sein. „Das wurde einst dem Abraham zugesagt, in dessen Leben der Aufbruch in fremde Länder und Regionen eine große Rolle spielte“, erläutert der Pfarrer. „So wie bei Abraham, ist es auch für Motorradfahrer sehr bedeutsam, unterwegs zu sein. Auf unseren Wegen brauchen wir den Segen – und wir wollen für andere Menschen unterwegs ein Segen sein.“ Rolf Zwick ist sich durchaus bewusst, dass der eine oder andere, der vielleicht schon einmal mit einem unaufmerksamen oder sogar rücksichtslos erscheinenden Motorradfahrer konfrontiert wurde, möglicherweise skeptisch bleibt. „Die meisten Unfälle, bei denen Motorräder beteiligt sind, passieren, weil Autofahrer sie übersehen und natürlich auch, weil Motorradfahrer zu unerfahren sind und sich verschätzen“, meint der Pfarrer.

Deshalb ist es für ihn auch so wichtig, dass es im Gottesdienst eine Schweigeminute für alle Menschen gibt, die Opfer von Unfällen auf den Straßen der Stadt und anderswo geworden sind: „Es ist unsere gemeinsame Erfahrung, dass Motorradfahren Risiken birgt. Daran wollen wir uns erinnern – und es soll gleichzeitig eine Mahnung sein, vorsichtig und rücksichtsvoll zu fahren.“

Zum Hintergrund

Schon in den vergangenen Jahren hatten einzelne Motorradgruppen, vor allem die Christliche Motorradgruppe Königssteele und zuletzt auch die Christlichen Biker der Friedenskirche in Dellwig, zu Gottesdiensten eingeladen; in Steele, wo auf dem Dreiringplatz gefeiert wurde, gehörte immer auch ein Motorradkorso zum Ablauf. Nun soll die Zusammenarbeit intensiviert werden. Im Rahmen der Feierlichkeiten des 500. Jahrestags der Reformation wurde im letzten Jahr am 31. Oktober im Bergmannsdom ein gemeinsamer Motorradgottesdienst gefeiert. Erstmals wirkten dabei auch die „Flying Angels“, eine größere Gruppe von Bikern aus der Evangelisch-Freikirchlichen Gemeinde Essen-Altendorf mit; ihre Mitglieder waren in diesem Jahr wieder mit dabei. Außerdem beteiligten sich einzelne Biker aus anderen Gemeinden und aus dem Essener Weigle-Haus an der Organisation. Die christlichen Motorradgruppen stehen Mitgliedern aller Konfessionen und auch kirchlich distanzierten Menschen offen.

 

 

 

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