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Markushaus in Vogelheim ist jetzt Ökumenezentrum

Evangelische und Katholische Gemeinde freuen sich auf das Zusammenleben unter einem Dach

Mit einer Begrüßungsandacht hat am Sonntag (30.10.) im Markushaus an der Forststraße 17 in Vogelheim ein neues Kapitel der ökumenischen Zusammenarbeit in Essen begonnen: Weil die Kirche St. Thomas Morus von der Katholischen Gemeinde St. Dionysius aufgegeben werden muss, nutzen die Evangelische Kirchengemeinde Borbeck-Vogelheim und die Katholische Gemeinde St. Dionysius das Gemeindehaus unter dem Titel „Ökumenezentrum im Markushaus“ ab sofort gemeinsam.

„Wir beschreiten diesen neuen Weg, um gemeinsam als Christen vor Ort präsent zu bleiben“, erläutert Pfarrer Christoph Ecker den Hintergrund. „Die Schließung von St. Thomas Morus ist natürlich ein tiefer und schmerzlicher Einschnitt nicht nur für die Katholische Gemeinde, sondern auch für den Stadtteil Vogelheim insgesamt. Mit der gemeinsamen Nutzung des Markushauses und der damit verbundenen Intensivierung der ökumenischen Zusammenarbeit verbinden wir die Kirchenschließung mit einem Aufbruch und setzen ein sichtbares Zeichen des gemeinsamen Glaubens an Jesus Christus.“ Natürlich würden die bestehenden Unterschiede zwischen den Konfessionen auch zukünftig respektiert und keineswegs verwischt, betont Christoph Ecker. Gleichwohl werde die Zusammenarbeit unter einem Dach den beiden Partnergemeinden neue Formen des Miteinanders in der Ökumene eröffnen. „Alle, die schon lange auf eine gelebte Ökumene warten, finden hier eine besondere Möglichkeit, um sie aktiv mitzugestalten“, erklärt Christoph Ecker. „Das bereits bestehende Miteinander im Bereich der Kindergärten, im Eine-Welt-Handel und bei ökumenischen Gottesdiensten wird nun auch in der pastoralen Arbeit, in der Jugendarbeit sowie in Diakonie und Caritas gestärkt.“

Obwohl es in den letzten Jahren bereits vielfältige und intensive Kontakte zwischen den Gemeinden gab und die Ökumene in Borbeck schon zum Alltag gehört, haben die Verantwortlichen vereinbart, ihr Zusammenleben im „Ökumenezentrum im Markushaus“ zunächst zwei Jahre lang auszuprobieren und auf seine Alltagstauglichkeit hin zu testen. Trotzdem herrscht allenthalben die Überzeugung vor, dass es gelingt, das kirchliche Leben im Stadtteil gemeinsam zu gestalten – und ein Zeichen zu setzen, das weit über die Grenzen der Gemeinden hin ausstrahlt. Ein engagiertes ehrenamtliches Team, das von Ansprechpartnern aus der Seelsorge unterstützt wird, organisiert und gestaltet die Arbeit vor Ort.

Nach der letzten Heiligen Messe in St. Thomas Morus, die von Bischof Dr. Franz-Josef Overbeck am Sonntagnachmittag zelebriert wurde und an der auch Pfarrer Christoph Ecker teilnahm, zogen die Gläubigen in einer Prozession zum Markushaus. Im Rahmen einer ökumenischen Andacht hieß Pfarrer Christoph Ecker die katholischen Glaubensgeschwister willkommen. Superintendentin Marion Greve überbrachte die Grüße des Kirchenkreises Essen, die wir hier im Wortlaut dokumentieren:

Grußwort der Superintendentin

Liebe Schwestern und Brüder,

ich bin dankbar, heute in Borbeck Vogelheim dabei zu sein, wenn wir als evangelische und katholische Kirche in die Tat umsetzen, wovon wir schon lange reden: eine Kirche, ein Gotteshaus gemeinsam zu nutzen!

Vor einigen Tagen haben wir mit den leitenden Geistlichen der Katholischen und der Evangelischen Kirche im Ruhrgebiet und gemeinsam mit Bischof Dr. Franz-Josef Overbeck und Präses Manfred Rekowski – ausgehend vom Ende des Bergbaus in unserer Region – über den „Strukturwandel“ in den Kirchen beraten: Hin zu kleineren Organisationen mit weniger Standorten und Personal als früher, aber einer deutlich verstärkten ökumenischen Zusammenarbeit. Einig waren waren wir uns, dass sich katholische und evangelische Gemeinden nicht aus den gleichen Stadtteilen zurückziehen dürfen, was leicht geschehen kann, wenn es keine Absprachen gibt. Wenn dies dann auch noch besonders benachteiligte Quartiere sind, ist das ein falsches Signal.

Hier in Borbeck-Vogelheim tun Sie das Richtige: Sie ziehen sich aus diesem Stadtteil nicht zurück, sondern suchen die gemeinsame Präsenz und Stärke. Mutig sind Sie vor Ort in die konkrete Umsetzung gegangen! Der schmerzhafte Abschied von St. Thomas Morus für die katholische Christengemeinde wird begleitet von einem gemeinsamen ökumenischen Neuanfang im Markushaus. Ja – unsere beiden Kirchen verändern sich. Inmitten der gesellschaftlichen Veränderungen sind sie in ihrer Organisation, Struktur und ihren Gebäuden kein „ewiger Fels“, sondern veränderbar.

Gern erinnere ich an den katholischen Theologen Thomas Morus und sein berühmtes Buch: UTOPIA. Utopia ist das, was bisher noch keinen Ort hat. Für die Ökumene der Kirchen in diesem Stadtteil gilt, dass es dafür seit heute einen neuen, gemeinsamen Ort gibt. Ab jetzt ist das Markushaus der eine Ort für das, was Christinnen und Christen tun – beten, auf die biblische Botschaft hören, sich für die Schwachen engagieren, mit Kindern und Jugendlichen arbeiten und natürlich „Möglichmacher“ sein für all die Ideen, Vorhaben und Projekte, die hier ausgedacht und entwickelt werden. All das wird von nun an im Markushaus seinen neuen Ort finden... UTOPIA.

Das, was bleibt, ist der Auftrag: Die Verkündigung des Evangeliums als „eine Kraft Gottes, die selig macht alle, die daran glauben“ (Römer 1,16). Ich wünsche Ihnen, dass diese Kraft Gottes Sie alle stärkt, wenn Sie heute Abschied nehmen von St. Thomas Morus und das Markushaus als den einen, gemeinsamen neuen Ort mit Leben füllen. Wir wissen, dass wir in Christus alle Gottes geliebte Kinder sind, Ebenbilder Gottes, berufen zur Liebe untereinander.

In diesem Glauben segne und behüte Gott das Miteinander an diesem Ort! Ich hoffe und setze darauf, dass dieses ökumenische Haus zu einem positiven Signal wird – für den Stadtteil und nicht zuletzt für weitere evangelische und katholische Gemeinden in Essen.

Pfarrerin Marion Greve
Superintendentin des Kirchenkreises Essen

Foto: Achim Pohl

 

 

 

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