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Marktkirche war erstmals Statio bei der Fronleichnamsprozession

Superintendentin: Besonderer Schritt auf dem Weg der gelebten Ökumene

Die evangelische Marktkirche ist in diesem Jahr zum ersten Mal eine Statio bei der Fronleichnamsprozession des Bistums Essen gewesen. „Auch für mich persönlich war das ein besonderer Schritt auf dem Weg unserer gelebten Ökumene in Essen“, sagte die Essener Superintendentin Marion Greve dazu. „Angesichts der Tatsache, dass uns so viel mehr eint als trennt, halte ich es für wichtig, dass wir als Christinnen und Christen heute in unserer Stadt gemeinsam Gesicht zeigen. Es ist die grundlegende Verbundenheit in Christus, die uns trägt – auch wenn uns unterschiedliche Verständnisse vom Abendmahl herausfordern.“

Das Fronleichnamsfest hatte um 10 Uhr mit einer Messe auf dem Burgplatz begonnen. In seiner Predigt sprach sich Bischof Dr. Franz-Josef Overbeck erneut für eine begrenzte Öffnung der Kommunion für Ehepaare mit katholischen und evangelischen Partnern aus, wie das Bistum Essen berichtet. Zwar könne es derzeit noch keine generelle Zulassung evangelischer Christen zur Kommunion geben. Aber wenn in einer Ehe „das Seelenheil auf dem Spiel steht“ müsse die gemeinsame Kommunion möglich werden. Mit Blick auf die Ökumene insgesamt betonte Overbeck, die Christen müssten „die Sehnsucht stärken, auch in der Eucharistie eins zu sein“. Noch gebe es viele offene Fragen, aber es müsse geklärt werden „welche Unterschiede bei uns wirklich kirchentrennend sind, welche, um der Einheit willen, abschließend wirklich gelöst werden müssen, und welche, um der größeren Einheit willen, bei gegenseitigem Respekt vor der anderen Position, ertragen werden oder sogar fruchtbar sein können“, sagte Overbeck.

Anschließend zog die Prozession durch die Essener Innenstadt zuerst zur katholischen Kirche St. Gertrud und von dort aus weiter zur evangelischen Marktkirche, wo Superintendentin Marion Greve die Teilnehmerinnen und Teilnehmer begrüßte.

„Im Neuen Testament sagt Jesus beim Abendmahl über Brot und Wein: Dies ist mein Leib. Dies ist mein Blut“, erklärte die Superintendentin in ihrer Ansprache. „Bei dem, was Katholiken und Protestanten in der dogmatischen Lehre trennt, haben wir doch eins gemeinsam: Den Glauben an diese Verbundenheit mit Christus. In ihm ist Gott selbst gegenwärtig – mitten unter uns in dieser Stadt. Indem Jesus auf Menschen zugeht – indem er Partei ergreift für die Armen und die, die am Rande stehen – indem er barmherzig ist mit denen, die in ihrer Sünde verstrickt sind – indem er sich hingibt bis zum Tod am Kreuz, ist Gott selbst in seiner ganzen Fülle unter uns gegenwärtig. Als Christinnen und Christen vertrauen wir gemeinsam darauf, dass er uns begleitet und uns segnet, getragen von seinem Versprechen: Ich bin bei euch alle Tage bis an der Welt Ende!“ Gemeinsam baten katholische und evangelische Christen um Gottes Segen. Mit einem Segen von Bischof Dr. Franz-Josef Overbeck klang das Fest anschließend auf dem Platz neben dem Dom aus.

Katholische Christen feiern an Fronleichnam die bleibende Gegenwart Jesu Christi im Sakrament der Eucharistie, in den Zeichen von Brot und Wein. Martin Luther bezeichnete Fronleichnam 1530 als das „allerschändlichste Fest“, vor dem sich die Menschen hüten sollten. Das Konzil von Trient (1545–1563) wiederum wertete die Fronleichnamsprozession zu einer regelrechten gegenreformatorischen Demonstration auf. In der Geschichte der Konfessionen ist Fronleichnam somit immer auch ein Symbol für die Kirchenspaltung und das Trennende zwischen den Konfessionen gewesen, das sich besonders im unterschiedlichen Verständnis des Abendmahls manifestiert. Als bekannt wurde, dass die evangelische Marktkirche – der historische Ort der Reformation in Essen – in diesem Jahr zum ersten Mal eine Statio der Fronleichnamsprozession sein würde, hatte es in beiden Kirchen deshalb auch einzelne kritische Anfragen gegeben: Fronleichnam als Zeichen der Ökumene – geht das überhaupt?

An diesem Tag ging es. Natürlich sei die geäußerte Kritik wichtig und müsse gehört werden, erklärte Marion Greve im Anschluss. In den Ansprachen und in den Augen vieler Teilnehmer habe sie jedoch sehen können, wie bedeutsam diese ökumenische Geste und die gemeinsame Bitte um den Segen Gottes an diesem Tag und an diesem Ort war. Es sei mitunter schwer, die Tür zu öffnen, und manchmal oft noch schwerer, die Einladung anzunehmen. „Heute aber haben wir wieder einmal festgestellt, wie wohltuend das sein kann.“

Foto: Kirchenkreis Essen/Stefan Arend

 

 

 

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