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Gesten der Anteilnahme und Unterstützung bleiben wichtig

Diakoniepfarrer würdigt Solidarität mit den Betroffenen

Ein Jahr nach der verheerenden Flutkatastrophe, die am 14. und 15. Juli 2021 auch in Essener Stadtteilen entlang der Ruhr Verwüstungen anrichtete und viele Menschen um einen Großteil ihres Hab und Guts brachte, hat Diakoniepfarrer Andreas Müller an das durch das Hochwasser verursachte Leid erinnert. Gleichzeitig würdigte er den Einsatz der vielen engagierten Helferinnen und Helfer in der Stadt, ob beruflich oder ehrenamtlich. Die Kirchengemeinden sind dazu aufgerufen, am Jahrestag selbst oder am kommenden Sonntag eine Fürbitte für Opfer und Helfer in ihre Gottesdienste und Andachten aufzunehmen.

VIELE SCHÄDEN SIND NOCH NICHT BEHOBEN

„Die ersten Tage und Wochen nach der Flutkatastrophe waren für die Betroffenen sehr schwer. Sie hatten Vieles, was ihnen lieb gewesen war, verloren und wussten oft nicht, wie sie es jemals zurückbekommen sollten. Die schrecklichen Bilder und Erfahrungen werden in den Köpfen der Menschen noch lange präsent bleiben und viele Schäden – ob sichtbar oder unsichtbar – sind noch nicht verheilt“, sagte der Pfarrer Andreas Müller im Haus der Evangelischen Kirche. „Gesten der Anteilnahme und tatkräftige Unterstützung bleiben wichtig.“

In den Tagen nach dem Hochwasser hatten Kirche und Diakonie wie die ganze Stadtgesellschaft eine Welle der Solidarität erlebt. So gingen innerhalb weniger Tage allein auf dem Spendenkonto des Kirchenkreises Essen rund 80.000 Euro ein – viele Zuwendungen kamen aus Essen, aber auch aus umliegenden Städten und von weiter entfernt trafen Spenden ein. Firmen wie z.B. die Gottfried Schultz Sportwagen GmbH & Co. KG an der Altendorfer Straße und diakonische Einrichtungen wie die Adolphi Stiftung meldeten sich beim Kirchenkreis und gaben namhafte Beträge, aber auch die Spende eines älteren Ehepaares aus Kiel, die Kollektensammlung einer Leipziger Kirchengemeinde und die Überweisung von „4 Freundinnen 88, 88, 89 und 85 Jahre“ sind in besonderer Erinnerung geblieben. Bislang konnten der Kirchenkreis Essen und die Caritas-SkF-Essen gGmbH (cse) 120 Empfänger mit insgesamt 107.500 Euro unterstützen; über das Diakoniewerk Essen wurden zusätzlich 18.600 Euro aus dem Fonds der Diakonie Katastrophenhilfe für Soforthilfen an 37 Haushalte ausgezahlt.

TATKRÄFTIGE NÄCHSTENLIEBE

„Darüber hinaus haben wir auch in unserer Stadt ganz viel tatkräftige Hilfe erlebt. Mitarbeitende des Kirchenkreises halfen, die Unterstützung durch die Ehrenamtsagentur der Stadt Essen zu koordinieren oder bargen selbst Kleidung und Möbel“, erinnert sich Andreas Müller. „Das Team der Großküche Essen für Kids der NEUE ARBEIT der Diakonie Essen fuhr ins Ahrtal, um die dortigen Hilfskräfte zu verpflegen. Das Diakoniewerk Essen half unbürokratisch und schnell mit Kleidung, Möbeln und Haushaltsgeräten aus zweiter Hand. Die Kirchengemeinde Borbeck-Vogelheim brachte in ihrer Tagungsstätte Haus am Turm Familien unter, die durch die Flut obdachlos geworden waren, und die Aktion Menschenstadt, unser Behindertenreferat, stellte ihre Mini-Ferienwohnung als Unterkunft zur Verfügung“, führte der Diakoniepfarrer zahlreiche Beispiele für eine tätige Nächstenliebe an.

„Natürlich sind unsere Gedanken und Gebete in diesen Tagen zuerst auf die Gebiete in Nordrhein-Westfalen und Rheinland-Pfalz gerichtet, die durch die Schlammfluten noch viel schwerere Schäden erlitten haben und wo mehr als 180 Menschen starben. Es hat mich persönlich sehr berührt, wie viele Menschen geholfen haben, um denjenigen, die bei uns in Essen oder anderswo von der Flut betroffen waren, eine Perspektive zu geben.“

STICHWORT: HOCHWASSERKATASTROPHE 2021

Mitte Juli 2021 kam es in Teilen Deutschlands zu extremen Unwettern. Am schlimmsten waren Rheinland-Pfalz und Nordrhein-Westfalen betroffen. Am 14. Juli und in der Nacht auf den 15. Juli fiel in Teilen der beiden Bundesländer innerhalb von 24 Stunden 100 bis 150 Liter Regen pro Quadratmeter. In der Folge des Starkregens kam es in den betroffenen Regionen zu Sturzfluten und massiven Überschwemmungen.

Das Unwetter, das durch das Tiefdruckgebiet „Bernd“ ausgelöst wurde, richtete auch in Teilen Belgiens, Frankreichs, der Niederlande, Luxemburg und anderen Regionen Europas und Deutschlands zum Teil erhebliche Schäden an. In Deutschland meldeten die Behörden aufgrund des Jahrhunderthochwassers fast 190 Tote. Allein im Bundesland Rheinland-Pfalz starben über 130 Menschen, fast alle im Landkreis Ahrweiler in der Eifel. Hunderte wurden verletzt.

In Nordrhein-Westfalen richtete das Hochwasser vor allem in Hagen und Wuppertal, im Kreis Euskirchen, dem Rhein-Sieg-Kreis, sowie in Teilen des Bergischen Landes große Schäden an. Auch in Bayern, Baden-Württemberg und Sachsen gab es Schäden und Tote. In Belgien starben mindestens 36 Menschen in Folge des Unwetters.

In Essen trat der Deilbach über die Ufer und auch die Ruhr hatte die Hochwassergrenze überschritten. Es kam zu Überflutungen und Schäden im Stadtgebiet; besonders betroffen waren die Stadtteile Kettwig, Kupferdreh, Steele und Werden. Zahlreiche Straßen wurden überflutet und waren unpassierbar. Viele Keller liefen mit Wasser voll, zahlreiche Bäume stürzten um. Die Feuerwehr und weitere Hilfsdienste waren im Dauereinsatz.

 

 

 

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