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Liebhaber und Förderer von Glasmalerei und Architektur

Rheinlandtaler für Michael Heering

Heering, emeritierter Superintendent und Pfarrer im Ruhestand der Evangelischen Kirchengemeinde Altstadt, ist in Köln mit dem Rheinlandtaler Kultur des Landschaftsverbands Rheinland (LVR) ausgezeichnet worden. Der Theologe habe sich in Essen um die Denkmalpflege und das Stiftungswesen verdient gemacht, erklärte Karin Schmitt-Promny, stellvertretende Vorsitzende der Landschaftsversammlung Rheinland, bei der Preisverleihung. Insbesondere die Auferstehungskirche in Essen-Huttrop, ein Leitbau moderner Kirchenarchitektur in Europa, habe von Michael Heerings Einsatz profitiert: „Durch sein unermüdliches Engagement hat er 625.000 Euro Spendengelder aufgebracht, sodass die wertvollen Thorn-Prikker-Fenster der Kirche von 1992 bis 2008 in vier Abschnitten rekonstruiert werden konnten.“

DIE AUFERSTEHUNGSKIRCHE

Die Auferstehungskirche wurde in den Jahren 1929/1930 nach Plänen von Otto Bartning errichtet. Der Architekt setzte hier seine Vision der expressionistischen Sternkirche um, die 1922 bereits Furore gemacht hatte. Dabei handelt es sich um einen schlichten Zentralbau auf kreisförmigem Grundriss in Skelettbauweise aus Kruppstahl. Mit den Werkstoffen Stahl, Beton und Klinker bekannte sich Bartning sowohl zur Moderne als auch zur Region, in der die Kirche steht. Der Bau fasst etwa 700 Personen. Im Zweiten Weltkrieg wurde der Bau schwer beschädigt und teilzerstört. Ein Wiederaufbau in vereinfachter Form erfolgte 1948, eine grundlegende Sanierung 2013 bis 2014.

Für den Theologieprofessor Horst Schwebel setzt die Auferstehungskirche den Leitgedanken „Die Liturgie als Bauherr“ wegweisend um. Otto Bartning verstand den evangelischen Gottesdienst als Predigtgottesdienst für die versammelte Gemeinde. Deshalb wird die hörende Gemeinde (in Aufnahme der Tradition der lutherischen Predigtkirchen des Barock) um den Prediger herumgruppiert, der ihr mit dem Wort auf der südlich versetzten Kanzel einerseits gegenübersteht, aber andererseits, weil auf einem Kreisbogen mit ihr, dieser rangmäßig nicht übergeordnet ist. Der Gemeinschaftsgedanke, der im Abendmahl seinen tiefsten Ausdruck findet, wird durch die runde Form verstärkt. Insofern leistet der Bau, was Bartning programmatisch von Architektur gefordert hat: dass der Bau den Geist dessen widerspiegele, was in ihm geschieht.

GLASKUNST VON JOHAN THORN PRIKKER

Die ursprüngliche Verglasung der drei übereinander gelagerten Fensterringe von rund 170 Quadratmetern und in den Nebenräumen Brautgang, Sakristei, Küsterzimmer, Toiletten – eine Schöpfung des modernen Glasmalers Johan Thorn Prikker – wurde, wie Teile der Kirche, im Krieg zerstört. Sie konnte rein aus Spenden zwischen 1999 und 2007 in vier Abschnitten aufgrund der Originalunterlagen von der Werkstatt für Glasmalerei Hein Derix (Kevelaer) rekonstruiert werden. Dazu, dass das möglich war, leistete Michael Heering durch sein Engagement einen herausragenden Beitrag.

Das nach oben hin sich aufhellende, und im mittleren Ring mit christlichen Symbolen und Urworten versetzte, geometrisch gestaltete Grau mündet in eine goldgelb geprägte Fläche. Die Art der Licht- und Blickführung reflektiert symbolisch das der Kirche den Namen gebende Geschehen der Auferstehung. In der sogenannten Feierkirche, unter der Chor- und Orgelempore im Westen der Kirche, befinden sich drei figürlich besonders aufwendig gestaltete Grisaille-Fenster zum Thema Ich bin das Brot des Lebens.

ZUR PERSON: MICHAEL HEERING

Michael Heering wurde 1947 in Gummersbach geboren und studierte Evangelische Theologie in Münster, Göttingen, Wien und Bonn. Sein Vikariat absolvierte er 1972 bis 1974 in Hamburg (Missionsakademie) und in der Kirchengemeinde Duisburg-Marxloh. Dort leistete er im Anschluss auch seinen Hilfsdienst (mit Sonderauftrag Krankenhausseelsorge an den Evangelischen Krankenanstalten Duisburg-Nord). Von 1975 bis zum Eintritt in den Ruhestand 2012 war Michael Heering Pfarrer in der Evangelischen Kirchengemeine Altstadt im Bezirk der Auferstehungskirche in Huttrop (bis zur Fusion Kirchengemeinde Altstadt-Ost). 1984 wurde er Synodalassessor im damaligen Kirchenkreis Essen-Mitte; von 1999 bis 2008 bis zur Fusion der drei Essener Kirchenkreise war er dort Superintendent.

Michael Heering gilt als ausgesprochener Liebhaber der Glasmalerei, von Kunst und Architektur. In Essen hat er außer der Rekonstruktion der Thorn-Prikker-Fenster in der Auferstehungskirche auch den Umbau der Marktkirche (Einbau des gläsernen Westchores aus blau-changierendem Glas, Gestaltung des neuen Eingangsportals) und der Neuen Pauluskirche („Von-Stockhausen-Saal“) engagiert begleitet.

STICHWORT: RHEINLANDTALER KULTUR

Mit dem Rheinlandtaler Kultur ehrt der Landschaftsverband Rheinland Menschen, die sich in besonderer Weise um die kulturelle Entwicklung des Rheinlands verdient gemacht haben. Ausgezeichnet werden neben ehrenamtlichem Engagement vor allem auch der Einsatz im Bereich der Denkmal- und Bodendenkmalpflege, im Bereich der Archivs- und Museumspflege sowie der besondere Einsatz für die Erforschung der Landesgeschichte, für Volkskunde, Mundartpflege und Sprachgeschichte.

Auch besondere Verdienste im Bereich der Naturkunde und des Naturschutzes sowie seit 1996 Verdienste um das multinationale Zusammenleben zwischen einzelnen Ethnien im Rheinland („Rheinlandtaler Gesellschaft“) können ausgezeichnet werden. Über die Verleihung entscheidet der Kulturausschuss in einer siebenköpfigen Auswahlkommission. Der Rheinlandtaler Kultur wird jährlich rund 15 Persönlichkeiten überreicht.

Titelbild: Karin Schmitt-Promny, stellvertretende Vorsitzende der Landschaftsversammlung Rheinland, überreicht Superintendent Pfarrer em. Michael Heering den Rheinlandtaler Kultur. Foto: LVR/Heike Fischer.

 

 

 

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