Logo Evangelische Kirche in Essen


Nachrichten

Resolution verurteilt Anschlag auf das frühere Rabbinerhaus

Religionsgemeinschaften und Stadtrat unterzeichnen Erklärung

(Essen, 30.11.2022) Im Essener Rathaus haben der Rat der Stadt und die Religionsgemeinschaften am Mittwoch (30.11.) eine Resolution zum Anschlag auf das ehemalige Rabbinerhaus neben der Alten Synagoge verabschiedet. Darin versichern die Unterzeichner der Jüdischen Kultusgemeinde Essen ihre Solidarität und rufen dazu auf, jeder Form des Antisemitismus entschlossen entgegenzutreten.

"Wir erklären uns solidarisch mit der jüdischen Gemeinde in Essen, die ein unverzichtbarer Bestandteil unserer Stadt ist. Wir verurteilen den Anschlag auf die Alte Synagoge entschieden und rufen alle Bürgerinnen und Bürger auf, sich gemeinsam mit uns für ein friedliches Zusammenleben der Religionen und Kulturen einzusetzen", heißt es unter anderem im Text. Nachfolgend dokumentieren wir den Wortlaut der Resolution:

RESOLUTION DES RATES DER STADT ESSEN UND DER RELIGIONSGEMEINSCHAFTEN IN ESSEN ZUM ANSCHLAG AUF DAS RABBINERHAUS NEBEN DER ALTEN SYNAGOGE

Der Anschlag auf das Rabbinerhaus neben der Alten Synagoge ist ein niederträchtiger Angriff nicht nur auf die jüdische Gemeinde in Essen, sondern auch der Versuch, das friedliche Zusammenleben der Religionen und Kulturen in Essen zu schädigen und Misstrauen zu säen.

Diesen Angriff verurteilen wir. Wir rufen alle Bürgerinnen und Bürger auf, mit uns gemeinsam die Polizei Essen darin zu unterstützen, den oder die Täter zu finden und anschließend mit der ganzen Härte des Rechtsstaats zu verurteilen.

Auch wenn die Ermittlungen erst am Anfang stehen, ist die Tat ganz klar ein Angriff auf jüdisches Leben in Essen. Der in der Nacht zum Freitag (18. November 2022) begangene Angriff mit mehreren Schüssen aus einer scharfen Waffe und nur wenige Tage nachdem auch in Essen der Reichspogromnacht gedacht wurde, macht deutlich, dass wir in unserem Kampf gegen alten und neuen Antisemitismus nicht nachlassen dürfen.

Judenfeindlichkeit und Judenhass haben nicht nur ihren traurigen Platz in der Geschichte unseres Landes, sondern leider nach wie vor in der Gegenwart. Es gilt, allen Erscheinungsformen von Judenhass – ob klassischer Neonazismus oder eingewanderter Antisemitismus – konsequent entgegenzutreten, denn es kann für Antisemitismus in Deutschland keine Ausrede, missverstandene Toleranz oder mildernde Umstände geben.

Die jüdische Gemeinde und ihre vielen Mitglieder sind ein fester und unverzichtbarer Teil unserer Stadtgesellschaft. Sie bereichern unsere religiöse Vielfalt und bringen sich ganz selbstverständlich und solidarisch ein. Ganz aktuell beispielsweise bei der Betreuung von Geflüchteten aus der Ukraine und wichtigen Übersetzungsdiensten. Auch sind sie Teil des kulturellen Lebens unserer Stadt, wie z. B. mit der Fertigstellung und feierlichen Einweihung einer Tora-Rolle; der ersten seit dem Ende des Zweiten Weltkriegs.

In unserer Stadt arbeiten alle Religionen vertrauensvoll im „Initiativkreis Religionen in Essen“ (IRE) zusammen. Darüber hinaus unterstützt die Stadt das Projekt "Run in My Shoes" an Essener Schulen und außerschulische Einrichtungen in ihrem Engagement gegen Antisemitismus und Rassismus. Hier gehören alle Religionen und Kulturen, die sich friedlich und unter dem Dach des Grundgesetzes aufhalten, zu dieser Stadt.

Der Angriff auf die Alte Synagoge ist damit auch ein Angriff auf uns alle. Diesem muss die Stadtgesellschaft entgegentreten. Wir alle müssen die freiheitlichen und demokratischen Werte verteidigen und jedem entschlossen entgegentreten, der diese Werte nicht teilt und missachtet. Wir unterstützen die Ermittlungen der Polizei und der Staatsanwaltschaft, um die Tat nicht ungestraft zu lassen.

Wir erklären uns solidarisch mit der jüdischen Gemeinde in Essen, die ein unverzichtbarer Bestandteil unserer Stadt ist. Wir verurteilen den Anschlag auf die Alte Synagoge entschieden und rufen alle Bürgerinnen und Bürger auf, sich gemeinsam mit uns für ein friedliches Zusammenleben der Religionen und Kulturen einzusetzen.

Essen, den 30. November 2022

Für Rat und Verwaltung der Stadt Essen:

Der Oberbürgermeister der Stadt Essen
CDU-Fraktion im Rat der Stadt Essen
SPD-Fraktion im Rat der Stadt Essen
BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN Ratsfraktion Essen
AfD-Fraktion im Rat der Stadt Essen
Fraktion DIE LINKE im Rat der Stadt Essen
FDP-Fraktion im Rat der Stadt Essen
EBB-FW-Fraktion im Rat der Stadt Essen
Ratsgruppe Die PARTEI im Rat der Stadt Essen
Gruppe Tierschutz Essen im Rat der Stadt Essen

Für die Religionsgemeinschaften in Essen:

Katholische Kirche Essen
Evangelische Kirche Essen
Jüdische Kultus-Gemeinde Essen
Kommission Islam und Moscheen in Essen
Initiativkreis Religionen in Essen
______________

Foto: Kirchenkreis Essen/Stefan Koppelmann

 

 

 

nach oben ▲