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Trauer um Siegfried Soth

Altenessener Pfarrer i.R. ist am 27. August verstorben

Die Evangelische Kirche in Essen trauert um Pfarrer i.R. Siegfried Soth: Der Theologe, der vierzig Jahre lang in der Evangelischen Kirchengemeinde Altenessen-Karnap tätig war und von 1977 bis 2000 auch im damaligen Kirchenkreis Essen-Nord als Synodalassessor Leitungsverantwortung übernahm, ist am 27. August im Alter von 83 Jahren verstorben.

EINMISCHUNG GEHÖRT DAZU

„Einmischung gehört dazu“ überschrieb die frühere kirchliche Wochenzeitung „Der Weg“ am 24. November 1991 ihr Porträt über Pfarrer Siegfried Soth – anlässlich seines 25jährigen Ordinationsjubiläums, das gleichzeitig sein 25jähriges Ortsjubiläum war. Der Titel steht für die besondere und entschiedene Grundüberzeugung, die das Berufs- und Amtsverständnis von Siegfried Soth auszeichnete: Kirche müsse ihre Stimme immer auch öffentlich erheben, müsse Stellung beziehen – ob zur unverhältnismäßigen Absperrung rund um eine Baustelle oder zum Thema Organspende, ob gegenüber der eigenen Gemeinde oder einem Minister, und dabei aber immer ganz nahe bei den Menschen, ihren kleinen und großen Nöten sein.

„Kirche ohne Politik gibt es nicht“, „Die frohe Botschaft soll auch Unruhe stiften“, „Wir dürfen an Heiligabend nicht nur Harmonie predigen“ lauteten weitere Titel in der Tages- und Wochenpresse, wenn Siegfried Soth nach den Leitgedanken seiner Arbeit gefragt wurde. Zwei Quellen speisten seine Haltung dabei wesentlich: einerseits die ständige, tiefgreifende theologische Auseinandersetzung mit der Bibel, dieser „Ur-Kunde“, die es immer wieder zu studieren und neu zu verstehen gelte, auch oder gerade lange nach dem eigenen Studium (was seiner Meinung nach zu wenige Pfarrerinnen und Pfarrer täten, wie er erklärte). Und zum zweiten die Erkenntnis, die er durch die Zusammenarbeit mit Kolleginnen und Kollegen, seine vielen Gespräche mit den Haupt- und Ehrenamtlichen aus der Gemeindearbeit und durch Hausbesuche bei „ganz normalen“ Gemeindegliedern gewann: „Sie zähle ich zu meinen wichtigsten theologischen Lehrern“, hat er über den Ertrag dieser Begegnungen einmal gesagt.

VORBILD FÜR VIELE JÜNGERE KOLLEGINNEN UND KOLLEGEN

In dieser Motivation ist er zahlreichen, vor allem auch den jüngeren Kolleginnen und Kollegen ein Vorbild gewesen – den vielen Vikarinnen und Vikaren, die er ausbildete, und den Probedienstlern, die er als Mentor begleitete. „Siegfried Soth hat in seiner Gemeinde und darüber hinaus viel in Bewegung gebracht“, erinnert sich die Essener Pfarrerin Erika Meier, die ihren Probedienst in Altenessen leistete. „Das galt besonders im Hinblick auf die Integration von Menschen mit Behinderung, das galt ebenso in Bezug auf den Erhalt der Alten Kirche, für den er sich auch nach seinem Eintritt in den Ruhestand als Vorsitzender des Kirchbauvereins einsetzte. Und das galt auch, als – zum ersten Mal in unserer Landeskirche – ein junger Theologe, der sich als schwul geoutet hatte, in der Kirchengemeinde Altenessen-Nord zum Pfarrer gewählt wurde.“

Sinnvolle Projekte gegen die Arbeitslosigkeit, Initiativen, die dem Stadtteil und den Menschen zugutekamen, wie etwa der Erhalt der Zeche Carl – sie alle konnten sich auf die Unterstützung durch Siegfried Soth verlassen. Viele Jahre lang engagierte er sich im Kirchbauverein Alte Kirche e.V., dessen Mitbegründer und 1. Vorsitzender er bis vor kurzem noch war.

Anlässlich seines Eintritts in den Ruhestand am 26. September 2004 hat Pfarrer Siegfried Soth die Amtshandlungen gezählt, die er in seinem vierzigjährigen Berufsleben vollzogen hatte, und kam auf über 500 Trauungen, rund eintausend Taufen und noch mehr Trauerfeiern. Doch was sagen schon die Zahlen? Viel mehr zählten für ihn die Erkenntnisse, die er durch unzählige Begegnungen und persönliche Kontakte gewann.

ABSCHIED IN DANKBARKEIT

„Die Evangelische Kirchengemeinde Altenessen-Karnap und der Kirchbauverein Alte Kirche e.V. nehmen mit Trauer und großer Dankbarkeit von Pfarrer i.R. Siegfried Soth Abschied“, erklären Pfarrer Dirk Matuschek, Vorsitzender des Presbyteriums, und Pfarrerin Ellen Kiener, die dem Kirchbauverein mittlerweile als 1. Vorsitzende vorsteht. Die Trauerfeier hat am 9. September in der Alten Kirche Altenessen, Altenessener Straße 423, stattgefunden; Weggefährtinnen und Weggefährten des Verstorbenen würdigten den Verstorbenen. Im Sinne Siegfried Soths besteht die Möglichkeit, für die Arbeit des Kirchbauvereins Alte Kirche e.V. zu spenden. Bankverbindung: KD-Bank, IBAN DE 87 3506 0190 1013 6170 11.

ZUR PERSON: SIEGFRIED SOTH

Siegfried Soth wurde am 6. September 1939 als Sohn eines Bergmanns in Essen geboren. Sein Vater engagierte sich ehrenamtlich als Laienprediger in einer pietistisch geprägten Freikirche und wurde sein erster theologischer Lehrer. Das Studium der Theologie absolvierte Siegfried Soth in Marburg und Münster. Während seiner Schul- und Studienzeit arbeite er im Hoch- und Tiefbau, im Brunnenbau und in einer Brauerei; eine vierwöchige Arbeit unter Tage, auf den alten Schachtanlagen Joachim und Katharina, beeindruckte ihn sehr.

Als Vikar kam Siegfried Soth 1964 in die Gemeinde nach Altenessen, wo ihn Pfarrer Helmut Wüsthoff weiter ausbildete. Nach dem Zweiten Theologischen Examen 1966 und einer Tätigkeit als Hilfsprediger wurde er im Dezember 1967 in die 4. Pfarrstelle der Gemeinde eingeführt. An der Gertrud-Bäumer-Realschule erteilte er zwanzig Jahre lang Religionsunterricht.

1974 wählte die Synode des damaligen Kirchenkreises Essen-Nord Siegfried Soth zunächst zum stellvertretenden Synodalassessor; von 1977 bis 2000 hatte er das Amt des Synodalassessors und Stellvertreters von Superintendent Heinrich Gehring inne. Er gehörte dem Ausschuss für ethische Fragen der Biotechnologien, dem Diakonie-Ausschuss des Evangelischen Stadtkirchenverbandes Essen und dem Ausschuss für die Ausbildung von Pfarrerinnen und Pfarrern der Evangelischen Kirche im Rheinland an. Siegfried Soth hinterlässt seine Frau Anne und drei erwachsene Kinder.

Unser Titelbild zeigt Pfarrer i.R. Siegfried Soth in der Alten Kirche Altenessen. © Foto: FUNKE Foto & Video, Kerstin Kokoska.

 

 

 

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