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Christsein funktioniert nicht allein
Gottesdienst zur Gebetswoche für die Einheit der Christen im Dom
Essen, 19.01.2025. Es war bewegendes Bild, als Pilger unterschiedlicher kirchlicher Traditionen mit Kirchenvertretern aus zwölf verschiedenen Kirchen in den Essener Dom einzogen und ihn mit Kerzen in ein Lichtermeer verwandelten. Der zentrale Gottesdienst für Deutschland im Rahmen der weltweiten Gebetswoche für die Einheit der Christen fand am Sonntagabend (19.01.) im Essener Dom statt. Essens Oberbürgermeister Thomas Kufen sieht in der Gebetswoche „ein wichtiges Zeichen für Zusammenhalt und gegenseitiges Verständnis“.
ÖKUMENISCHER AKTIONSTAG VERBINDET EVANGELISCHE ALLIANZ UND ACK
Bereits am Morgen des 19. Januar fand unter ökumenischer Beteiligung in der Velberter Bleibergquelle-Gemeinde der Abschlussgottesdienst der Allianzgebetswoche statt, an den sich ein ökumenischer Pilgerweg von Velbert nach Essen anschloss. Am Essener Hauptbahnhof wurden die Pilger:innen von Dr. Thorsten Latzel, Präses der Evangelischen Kirche im Rheinland, empfangen. Anschließend ging es weiter zum Essener Dom, wo die Gruppe von Bischof Dr. Franz Overbeck, Bistum Essen, begrüßt wurde.
Im Gottesdienst empfing der Vorsitzende der Arbeitsgemeinschaft Christlicher Kirchen in Deutschland (ACK), Erzpriester Radu Constantin Miron, bereits zum fünften Mal vom Vorsitzenden der Evangelischen Allianz in Deutschland (EAD), Dr. Reinhardt Schink, den Staffelstab in Form einer Kreuz-Fisch-Skulptur. Er verbindet seit 2021 die Allianz-Gebetswoche und die Gebetswoche für die Einheit der Christen symbolisch miteinander.
KONZIL VON NIZÄA STAND IM MITTELPUNKT
Der Gottesdienst im Dom wurde nach einer internationalen Vorlage von Vertreter:innen der nationalen, regionalen und lokalen Arbeitsgemeinschaften Christlicher Kirchen (ACK) gestaltet. Mit Elementen aus unterschiedlichen Konfessionen wurde dabei die Vielfalt der christlichen Traditionen zum Ausdruck gebracht.
Unter dem Motto "Glaubst du das?" befassen sich die Kirchen, die in der ACK Deutschland mitarbeiten, noch bis einschließlich Samstag mit acht wichtigen Aussagen des Glaubensbekenntnisses von Nizäa. Vor 1.700 Jahren fand in der heutigen Türkei das erste ökumenische Konzil der Welt statt, das als Schlüsselmoment in der Geschichte des christlichen Glaubens gilt.
WAS UNS EINT IST VIEL WICHTIGER
Mit Blick auf die 2000-jährige Geschichte des Christentums sagte Erzpriester Radu Constantin Miron in seiner Predigt: „Wir sind zunächst der Meinung, alles tun zu müssen, um uns besser voneinander abzutrennen, um unsere eigene Einzigartigkeit und Rechtgläubigkeit festzustellen und durchzusetzen. Und auf einmal stellen wir fest: das, was uns gemeinsam ist, das, was uns eint, ist nicht nur viel mehr, sondern auch viel wichtiger.“
Dabei ließ der scheidende Vorsitzende der ACK auch kritische Töne anklingen: „Ich möchte nicht lamentieren, wie entchristlicht unser Christentum heute ist, sondern einfach konstatieren, wie sich das Christentum in jeder, auch in unserer Zeit, immer wieder anders präsentiert und gestaltet. Ich halte das nämlich für legitim und möglich, solange wir den Kern, den Mittelpunkt unseres Glaubens nicht vernachlässigen oder gar vergessen.“
APPELL AN DAS SPIRITUELLE GEDÄCHTNIS DER KIRCHEN
Der Vorsitzende der ACK ging in seiner Predigt auch auf die gemeinsame Feier des Abendmahles ein. „Wenn wir in unseren Kirchen das Herrenmahl feiern – wie immer wir es nennen – ist das ja nicht nur eine historische Reminiszenz, sondern eine Aktualisierung der besonderen Art“, sagte der orthodoxe Erzpriester, nachdem er von einer Art „spirituellem Gedächtnis“ in Bezug auf das Abendmahlsverständnis gesprochen hatte.
„Sogar jene Kirchen in der weltweiten Ökumene, die sich mit einer sogenannten Realpräsenz schwertun, feiern doch das Mahl des Herrn in einem besonderen Bewusstsein, dass ‚hier und heute‘ etwas geschieht und nicht nur irgendwann etwas für uns geschehen ist“, rief Erzpriester Miron in Erinnerung.
Besonderer Höhepunkt des Gottesdienstes war eine Kerzenzeremonie, bei der die Gottesdienstbesucher im Rahmen einer Tauferinnerung einander ein Segenswort zusprachen, Kerzen entzündeten und den Essener Dom in ein leuchtendes Lichtermeer verwandelten, um das Licht der Welt und dessen Weg zu veranschaulichen.
WICHTIGES ZEICHEN FÜR ZUSAMMENHALT UND GEGENSEITIGES VERSTÄNDNIS
Nach dem Gottesdienst lud die ACK zu einem Empfang in die Aula des Bischöflichen Generalvikariats ein, an dem auch Essens Oberbürgermeister Thomas Kufen teilnahm und einen Gruß der Stadt Essen entrichtete: „In einer Zeit zunehmender gesellschaftlicher Spaltungen setzt die Gebetswoche ein wichtiges Zeichen für Zusammenhalt und gegenseitiges Verständnis“, so Kufen. „Sie ermöglicht es den Teilnehmenden, voneinander zu lernen und die Vielfalt des christlichen Glaubens als Bereicherung zu erleben. Es freut mich sehr, dass die Gebetswoche für die Einheit der Christen hier in unserem Essener Dom mit dem Zentralgottesdienst für Deutschland begangen wird.“
ZUR ACK IN DEUTSCHLAND
Die Arbeitsgemeinschaft Christlicher Kirchen in Deutschland (ACK) wurde am 10. März 1948 von fünf Kirchen gegründet. Im Jahr 2024 gehören ihr achtzehn Kirchen unterschiedlicher Traditionen an, weitere sieben Kirchen sind Gastmitglieder und fünf ökumenische Organisationen haben Beobachterstatus.
Schwerpunkte der Arbeit der ACK sind die theologische Reflexion, das Engagement für Gerechtigkeit, Frieden und die Bewahrung der Schöpfung sowie das gemeinsame Gebet und der Kontakt zu anderen ökumenischen Organisationen. Die ACK gestaltet dazu unter anderem den jährlichen zentralen Gottesdienst zur Gebetswoche für die Einheit der Christen, sie richtet den Ökumenischen Tag der Schöpfung aus, und auch die Vergabe des Ökumenepreises der ACK liegt in ihren Händen.
Mitglieder, Gastmitglieder und Beobachter entsenden Delegierte in die Mitgliederversammlung, die zweimal im Jahr zusammenkommt. Derzeit ist Erzpriester Radu Constantin Miron Vorsitzender. Die Geschäftsstelle der ACK in Deutschland, die „Ökumenische Centrale“, hat ihren Sitz in Frankfurt am Main. Die nächste Gebetswoche für die Einheit der Christen findet vom 18. bis 25. Januar 2026 statt.
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PDF ⇓ | Manuskript der Predigt von Erzpriester Radu Constantin Miron