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So viel du brauchst

Einladung zum Klimafasten

VON GÜNTHER SCHLEGELMILCH

„Unser tägliches Brot gib uns heute…“ beten und bitten wir in jedem Gottesdienst – ob in Präsenz oder digital, am Telefon oder auf Zoom. Aber ist diese Bitte aus dem Vaterunser in unserer Wegwerf-Gesellschaft überhaupt noch zeitgemäß? Fast ein Drittel der produzierten Lebensmittel landen in Deutschland laut Umweltbundesamt im Müll. Warum soll ich um das tägliche Brot bitten, wenn doch alles im Überfluss vorhanden ist?

Beim genauen Hinsehen fällt auf, dass es nicht heißt „Mein tägliches Brot ...“, sondern „Unser tägliches Brot ...“. Es geht nicht um mich allein, sondern schließt alle Menschen auf der Erde mit ein. Besonders die Menschen, deren Überleben ein hartes Brot ist. Die Welthungerhilfe berichtet, dass 690 Millionen Menschen weltweit an Hunger leiden. Die Gründe sind vielfältig – unter anderem Armut, Kriege, Konflikte, unfaire Handelsabkommen, schlechte Regierungsführung und auch der Klimawandel.

Durch den Klimawandel nehmen extreme Wetterereignisse zu. Dies führt zu langanhaltenden Dürreperioden wie auch Starkregen mit verheerenden Überschwemmungen, in deren Folge Ernten zerstört und wertvolles Ackerland verloren geht. Dies trifft die Menschen am meisten, die zum Klimawandel am wenigsten beigetragen haben. Es sind die reichen Industrienationen, die mit ihrem enormen Energie- und Ressourcenverbrauch zu viele Treibhausgase produzieren und damit das Weltklima verändern.

Deutschland belegt Rang sechs im Ländervergleich mit den höchsten Emissionen von Treibhausgasen. Im Jahr 2019 war jeder Einwohner, jede Einwohnerin – vom Baby bis zum Greis – durchschnittlich für rund achttausend Kilogramm CO2 verantwortlich. Dies treibt die Erderwärmung weiter in die Höhe.

Um den Einfluss unseres Handelns aufzuzeigen startet die Evangelische und Katholische Kirche in der Passionszeit die Fastenaktion für Klimaschutz und Klimagerechtigkeit unter dem Motto „So viel du brauchst“ (2. Mose 16). Broschüren zu dieser Aktion wurden an die Gemeinden verteilt. Auch auf der Internetseite klimafasten.de ist die Broschüre zusammen mit weiteren Informationen zu finden. In der Fastenzeit, von Aschermittwoch bis Ostersonntag – 17. Februar bis 4. April 2021 – gibt es in jeder anderen Woche Anregungen und Tipps zu einem anderen Thema.

Das Thema der ersten Woche ist der ökologische Fußabdruck, zu dem unter anderem auch der persönliche „Wasserfußabdruck“ gehört. Und dabei geht es nicht nur um die Verbrauchsmenge, die aus dem Wasserhahn kommt, sondern auch um die sogenannte virtuelle Wassermenge, die für die Erzeugung von Lebensmitteln und Produktion von Konsumgütern gebraucht wird. Unser täglicher Wasserfußabdruck beträgt rund viertausend Liter! Die Hälfte steckt in Erzeugnissen, die wir importieren, zum Beispiel 400 Liter virtuelles Wasser für eine Avocado aus Chile oder ein Kilo Frühkartoffeln aus Ägypten. Wir leben auf Kosten anderer Länder und tragen dort oft zum Wassermangel bei.

Themen der folgenden Wochen sind: Heizenergie, Ernährung, Umgang mit digitalen Medien, Konsum und Mobilität. Die letzte Woche regt zum Nachdenken darüber an, welche Erfahrungen aus der Fastenzeit jede und jeder mit in den Alltag hineinnehmen könnte.

Damit ich wieder bewusster bete „Unser tägliches Brot gib uns heute“, mache ich bei der Fastenaktion 2021 mit. Ich bin gespannt, welche neuen Anregungen ich gewinne beim „Schöpfung bewahren – Neues ausprobieren – gemeinsam etwas verändern“ (so der Untertitel der Aktion). Bitte machen auch Sie mit!

Essen, 17. Februar 2021

Günther Schlegelmilch, Vorsitzender des Beirats für Umweltfragen des Kirchenkreises Essen
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QUELLENVERZEICHNIS ZU DEN FAKTEN, DIE IM ARTIKEL ERWÄHNT WERDEN

Lebensmittelverschwendung: fast ein Drittel landet im Müll // Quelle: https://www.umweltbundesamt.de/themen/wider-die-verschwendung

Hunger weltweit und Gründe dafür: 690 Millionen Menschen hungern wegen Armut usw. // Quelle: https://www.welthungerhilfe.de/hunger/

Fastenaktion für Klimaschutz und Klimagerechtigkeit // Quelle: https://www.klimafasten.de/mitmachen-2021

CO2 – Emissionen / Rangliste Länder: 1. China, 2. USA, 3. Indien, 4. Russland, 5. Japan, 6. Deutschland // Quelle: https://de.wikipedia.org/wiki/Liste_der_gr%C3%B6%C3%9Ften_Kohlenstoffdioxidemittenten#Nach_L%C3%A4ndern

Deutschland: über 7,9 Tonnen pro Kopf in 2019 // Quelle: https://de.statista.com/statistik/daten/studie/153528/umfrage/co2-ausstoss-je-einwohner-in-deutschland-seit-1990/

Wasserverbrauch / Wasserfußabdruck Deutschland: täglich mehr als 3.900 Liter je Einwohner/in // Quelle: https://www.umweltbundesamt.de/themen/wasser/wasser-bewirtschaften/wasserfussabdruck#was-ist-der-wasserfussabdruck

Avocado aus Chile: 1.000 Liter/1 Kilogramm (ca. 2,5 Avocados) = 400 Liter pro Avocado. // Quelle: https://www.zentrum-der-gesundheit.de/artikel/umwelt/avocado-superfood-oder-oekokatastrophe-810902

Frühkartoffeln aus Ägypten: 396 Liter pro Kilogramm. // Quelle: http://www.virtuelles-wasser.de/kartoffel/
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STICHWORT: KLIMAFASTEN

Die christliche Tradition des Fastens ist die ideale Möglichkeit innerlich einzukehren – sei es allein oder gemeinsam mit anderen. Dazu lädt neben der bundesweiten evangelischen Fastenaktion „7 Wochen Ohne“ auch die Aktion „Klimafasten“ ein: Unter dem Motto „So viel du brauchst“ rufen mehrere Landeskirchen, darunter die Evangelische Kirche im Rheinland, dazu auf, in der Zeit von Aschermittwoch bis Ostersonntag über den Tellerrand zu schauen und zu erleben, wie wohltuend es sein kann, Überflüssiges über Bord zu werfen und damit auch das Klima zu schützen.

Über sieben Wochen hinweg, vom 17. Februar bis 4. April, werden Anregungen gegeben, wie Sie zum Beispiel anders: einkaufen, unterwegs sein, weniger Energie und Wasser verbrauchen können, um so einen Beitrag zur Verkleinerung Ihres ökologischen Fußabdrucks und zur Bewahrung der Schöpfung zu leisten. Dabei begleitet Sie eine Fastenbroschüre, die Ihnen Anregungen für Ihre Fastenzeit gibt. Jede Woche steht dabei unter einem anderen Thema. Impulse zum eigenen Handeln können Sie auswählen und umsetzen oder Sie setzen sich Ihre ganz eigenen Schwerpunkte.

Mehr Informationen zur Aktion "Klimafasten" finden Sie unter den folgenden Links:

 

 

 

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