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Die Kirchen müssen mehr tun!

Christians For Future fordern mehr Einsatz für den Klimaschutz

Eine Delegation des For Future-Bündnisses hat Superintendentin Marion Greve am Donnerstag die „12 Forderungen von Christians For Future“ übergeben. An dem anschließenden Austausch nahmen auch der Vorsitzende des Beirats für Umweltfragen, Günther Schlegelmilch, und der Leiter des Ehrenamtsmanagements des Kirchenkreises Essen, Michael Druen, teil.

Hintergrund der Forderungen ist die Meinung der Unterzeichner, dass die Kirchen noch viel mehr tun können, um auf die Dringlichkeit des Klimaschutzes aufmerksam zu machen – nicht nur in den Kirchengemeinden, den Einrichtungen und Diensten von Kirchenkreisen und Landeskirchen, sondern auch in den politischen Gesprächen mit den Parteien und den Verwaltungen von Bund, Ländern und Kommunen. „Das Fortschreiten der Klimakrise zeigt jedoch, dass die bisherigen Maßnahmen nicht ausreichen. Die Gebote der Nächstenliebe und der Bewahrung der Schöpfung erfordern eine drastischere Umkehr im eigenen Handeln und ein klareres Zeugnis in Gesellschaft und Politik“, heißt es zur Begründung.

„Zwar hat die Evangelische Kirche im Rheinland hat auf ihrer Landessynode die Treibhausgasneutralität bis 2035 beschlossen und auch der Kirchenkreis in Essen ist bereits wichtige Schritte zu mehr Klimaschutz gegangen. Das ist richtig und begrüßenswert. Doch Kirche kann noch mehr tun“, erklärten Julian Pannen, Juli Zumdick und Christiane Gregor. „Deswegen fordern wir die Kirchen auf, sich selbst das Ziel zu setzen, in ihren eigenen Strukturen unter anderem bei der Gebäudeverwaltung und in ihren Kapitalanlagen schon bis zum Jahr 2030 eine Klimaneutralität zu erreichen.“ Auch solle das Thema Klimagerechtigkeit ein besonderer Schwerpunkt in der Gemeindearbeit werden.

Marion Greve dankte den Vertreterinnen und Vertretern für ihren Besuch im Haus der Evangelischen Kirche: „Wir haben heute viele wertvolle Impulse erhalten, die wir mit in unsere Diskussionen nehmen und die auch ein wichtiger Teil der geplanten Klimasynode im August sein werden. Gerne wollen wir uns auf den verschiedenen Ebenen unserer Kirche, in politischen Gremien und anderen Außenbeziehungen dafür einsetzen, dass die Themen Klimawandel und Klimagerechtigkeit noch viel stärker ins Bewusstsein der Menschen rücken.“

Bei allen zu treffenden Entscheidungen müsse der Aspekt der Klimaneutralität ein selbstverständliches Kriterium werden, das am Ende den Ausschlag gebe – das gelte natürlich in erster Linie auch für die eigenen Gemeinden und den Kirchenkreis mit seinen Diensten und Einrichtungen. „Und da gibt es noch viel Luft nach oben“, gab die leitende Theologin der Evangelischen Kirche in Essen zu. „Deshalb möchte ich mich bei euch für euren Einsatz bedanken und euch dazu ermutigen, euer Engagement für den Klimaschutz fortzusetzen.“
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12 FORDERUNGEN AN DIE LANDESKIRCHEN UND (ERZ-)BISTÜMER DEUTSCHLANDS

Veröffentlicht am 16. September 2021

DIE PROPHETISCHE STIMME DER KIRCHEN

1. Die Kirchenleitungen zeigen sich solidarisch mit den Forderungen von Fridays for Future Deutschland und kommunizieren dies öffentlichkeitswirksam durch Worte und Taten.

2. Die Kirchenleitungen stehen zusammen mit anderen Religionsgemeinschaften auf nationaler und regionaler Ebene in regelmäßigem strukturierten Austausch mit der Klimagerechtigkeitsbewegung mit dem Ziel, sich gemeinsam für Klimagerechtigkeit einzusetzen.

3. Die Kirchenleitungen auf nationaler und regionaler Ebene machen mit regelmäßigen öffentlichkeitswirksamen Aktionen, zum Beispiel persönlicher Beteiligung an Demonstrationen zum Globalen Klimastreik, Menschenketten für Klimagerechtigkeit, Mahnwachen oder ähnlichem auf die Dringlichkeit des Klimaschutzes aufmerksam.

4. Die Kirchenleitungen suchen das persönliche Gespräch mit der Politik und fordern einen deutlichen Wandel hin zu klimagerechter Politik.

5. Die internationale ökumenische Zusammenarbeit und weltkirchliche Solidarität auf den unterschiedlichen kirchlichen Ebenen wird gestärkt in Bezug auf die gemeinsame Herausforderung der globalen Klima- und Umweltkrise, die viele Länder in Afrika, Lateinamerika, Asien und Ozeanien besonders hart trifft.

UMSTELLUNG DES EIGENEN HANDELNS IN DEN KIRCHEN

6. Die Landeskirchen und (Erz-)Bistümer setzen sich das Ziel, bis 2030 Klimaneutralität zu erreichen. Haushaltsplanungen und Investitionsentscheidungen werden an diesem Ziel ausgerichtet.

7. Die Landeskirchen und (Erz-)Bistümer stellen sicher, dass alle land- und forstwirtschaftlichen Flächen in kirchlichem Besitz bis 2035 klimapositiv und nach den Kriterien des Ökolandbaus bewirtschaftet werden. Neuverträge werden ab sofort nach diesen Kriterien abgeschlossen. Auf den Einsatz von Torf wird ab sofort verzichtet.

8. Die Landeskirchen und (Erz-)Bistümer verpflichten sich auf Divestment (Ausschlusskriterien für Geldanlagen) von Kohle, Öl und Gas und verkünden diese Verpflichtung öffentlichkeitswirksam.

9. Alle (Erz-)Diözesen und Landeskirchen schaffen pro 100.000 Kirchenmitgliedern eine Vollzeitstelle im Umwelt- und Klimabereich. Auf nationaler Ebene richten die Kirchen Kompetenzstellen Klimaneutralität ein.

BEWUSSTSEINSWANDEL INNERHALB DER KIRCHEN

10. Die Kirchenleitungen fördern kooperative Bündnisse, die das Engagement für Klimagerechtigkeit in den Kirchen vorantreiben, wie das Ökumenische Netzwerk Klimagerechtigkeit.

11. Die Kirchenleitungen stellen sicher, dass das dringende Handeln zur Bewahrung der Schöpfung in der pastoralen Arbeit und Ausbildung grundgelegt ist. Dafür organisieren sie verpflichtende Fortbildungen für alle Hauptamtlichen zum Thema Klimakrise.

12. Die Kirchenleitungen fördern verstärkt Schöpfungsverantwortung in Liturgie und Spiritualität. Zusätzlich beteiligen sich die Kirchen an dem Bemühen, pastorale Antworten auf die große Sorge und Zukunftsangst vieler Menschen zu bieten und schaffen seelsorgerische Angebote für interessierte Aktivist*innen.
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STICHWORT: CHRISTIANS FOR FUTURE

Christians For Future ist ein bundesweiter Zusammenschluss von Christinnen und Christen, die sich als Teil der For Future-Bewegung für Klimagerechtigkeit engagieren. Weitere Mitglieder des bundesweiten und auch international agierenden Zusammenschlusses sind die Klimainitiativen Fridays For Future, Parents For Future, Grandparents For Future und Students For Future.

Hinweis: Das Treffen fand unter den Bedingungen der 2G-plus-Regel statt.

Unser Foto zeigt v.li.n.re. Michael Druen (Ehrenamtsmanagement des Kirchenkreises Essen), Julian Pannen (Fridays For Future), Günther Schlegelmilch (Vorsitzender des Beirats für Umweltfragen des Kirchenkreises Essen), Marion Greve (Superintendentin des Kirchenkreises Essen), Christiane Gregor (Parents For Future) und Juli Zumdick (Fridays For Future).

 

 

 

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