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Essener Kreissynode beschloss Maßnahmepaket zum Klimaschutz

Die Marktkirche erhält wieder eine Pfarrstelle für Citykirchenarbeit

Konkrete Maßnahmen, die dem Klimaschutz dienen und nachhaltiges Handeln im Kirchenkreis und seinen Körperschaften fördern sollen, die Wiederrichtung einer Pfarrstelle für Citykirchenarbeit an der Marktkirche und eine neue rechtliche Organisationsform für das Behindertenreferat waren Schwerpunkte der Essener Kreissynode. Zur 29. ordentlichen Tagung des Kirchenparlaments waren die Delegierten aus Gemeinden, Diensten und Einrichtungen der Evangelischen Kirche in Essen am 12. und 13. August im Gemeindezentrum an der Reformationskirche in Rüttenscheid zusammengekommen.

ENTSCHEIDUNGEN UND THEMEN AM FREITAG

Am Freitag, dem ersten Synodentag, trafen die Delegierten zwei wichtige Grundsatzentscheidungen: So wird das Behindertenreferat, mit rund 300 Mitarbeitenden und einem jährlichen Umsatzvolumen in Höhe von 8 Millionen Euro der größte Arbeitsbereich des Kirchenkreises, zum 1. Januar 2023 in die Rechtsform eines „Kirchlichen Eigenbetriebs“ überführt und erhält eine eigene Geschäftsführung; die Pfarrstelle für Behindertenarbeit, mit der bisher die Leitung und Geschäftsführung des Referates verbunden war, wird sich zukünftig vor allem dem Thema Inklusion als Querschnittsaufgabe im Kirchenkreis und gemeindlichen Angeboten für Menschen mit Behinderung widmen.

Auch für den zweiten Vorschlag gab es große Zustimmung: Nach 14 Jahren wird es an der Marktkirche wieder eine Pfarrstelle für Citykirchenarbeit geben. 2008 war diese Pfarrstelle kurzfristigen Sparzwängen zum Opfer gefallen; der Prozess der Neuausrichtung der Gemeindeübergreifenden Dienste, den der Kirchenkreis nach Verabschiedung einer neuen Konzeption im Jahr 2016 eingeleitet hat, ermöglicht nun eine Korrektur dieser Entscheidung.

In den letzten Wochen und Monaten hätten viele neue Angebote und Veranstaltungen gezeigt, wie wichtig die Arbeit an diesem besonderen Ort sei und welche Früchte sie tragen könne, erläuterte Pfarrer Jan Vicari, der den größten Teil seines Probedienstes derzeit an der Marktkirche absolviert. „Hier wird der christliche Glaube im Rhythmus der Innenstadt gelebt und gestaltet die sich veränderte Stadtmitte mit; hier greifen wir Themen der Stadtgesellschaft auf und knüpfen Netzwerke zu vielen außerkirchlichen Partnern. Gleichzeitig ermöglichen wir vielfältige passagere Begegnungen und machen den Kirchraum als Ort des Dialogs erfahrbar.“

Viele Menschen, die der Kirche indifferent oder sogar distanziert gegenüberstünden, ließen sich an diesem Ort erreichen. Dies alles gelte es zielgerichtet und strategisch auszubauen und zum Wohle von Kirche und Stadt weiterzuentwickeln – ein Ziel, das die Synodalen überzeugte: Nach mehreren positiven Voten wurde die Errichtung einer Citykirchenpfarrstelle mit großer Einmütigkeit – bei nur einer Enthaltung – beschlossen.

Weitere Innovationsprojekte, die der Kirchenkreis in den vergangenen Jahren auf den Weg gebracht hat – die ökumenischen Segensfeiern an der Lebenswende Geburt, die Aus- und Fortbildung von Ehrenamtlichen in Seelsorge, der Grüne Kurierdienst von Kirchenkreisen und Gemeinden – sollen ebenfalls befristet fortgesetzt oder sogar verstetigt werden.

Außerdem standen ein Bericht über den derzeitigen Stand der Einführung eines Konzeptes zum Schutz vor sexualisierter Gewalt auf allen Ebenen der kirchlichen Arbeit, die Hilfe für Flüchtlinge aus der Ukraine und ein Ausblick auf Veranstaltungen, mit denen das 100jährige Bestehen der Essener Diakoniepfarrstelle gewürdigt werden soll, auf der Tagesordnung. Einstimmig wählten die Synodalen Heidrun Viehweg, Schulpfarrerin an der Traugott-Weise-Schule, zur neuen Synodalbeauftragten für den Bereich „Kirche mit Kindern“.

SAMSTAG STAND IM ZEICHEN DES KLIMASCHUTZES

Weil das Ziel, etwas gegen den anhaltenden Klimawandel zu tun, mit der ureigenen christlichen Aufgabe korrespondiert, Gottes Schöpfung zu bewahren, hatte der Kirchenkreis Essen den zweiten Tag den zweiten Tag unter die Überschrift „Klima-Synode“ gestellt. Wie kann das Ziel, unseren Kindern und Enkelkindern eine lebenswerte Erde zu hinterlassen, erreicht werden, ohne dass wir uns durch Gefühle der Überforderung lähmen oder sogar überwältigen lassen?

Nach einer Andacht der Evangelischen Jugend Essen zum Thema „Nachhaltigkeit und Klimaschutz“ und einer Podiumsdiskussion über theologische Positionen und zivilgesellschaftliche Aspekte der aktuellen Klima-Debatte luden fünf Arbeitsgruppen dazu ein, die außerordentliche Bandbreite des Klima-Themas zu erkennen – unter der Leitung von Expertinnen und Experten richtete sich der Blick auf die Handlungsfelder „Globale Klima-(Un-)Gerechtigkeiten“, „Gebäude und Energie“, „Mobilität, Verkehr und Stadtentwicklung“, „Unsere Ernährung“ und „Nachhaltiges Beschaffungswesen“.

Unter dem Motto „Klima-Wandel(n) präsentierte ein Markt der Möglichkeiten auf dem Innenhof der Reformationskirche Best-Practice-Beispiele aus Stadt und Kirche. Dank einer Unterstützung durch die KD-Bank-Stiftung wurde unter mehreren Gemeinden ein öffentlicher Kühlschrank zum Verteilen überschüssiger Lebensmittel verlost – als Gewinner wurde die Kirchengemeinde Kettwig aus dem Lostopf gezogen.

UNSERE KLIMA-BESCHLÜSSE

Nach dem Ende der Beratungen in den Arbeitsgruppen wurden die Ergebnisse gebündelt und die ausgearbeiteten Beschlussvorlagen mit großer Einmütigkeit, überwiegend einstimmig, verabschiedet. „Der fortschreitende Klimawandel gehört zu den größten Herausforderungen für unsere Generation“, heißt es in der Präambel. „Wollen wir unseren Kindern und Enkeln eine lebenswerte Erde hinterlassen, müssen wir unseren Lebensstil verändern, indem wir unseren ökologischen Fußabdruck verkleinern, nachhaltiger mit Ressourcen umgehen und den Ausstoß an Treibhausgasen reduzieren. Und das jeden Tag aufs Neue – beim Bauen und Bewirtschaften unserer Gebäude, beim Zurücklegen unserer Wege und bei jedem Einkauf.“ So sollen sich der Kirchenkreis bzw. seine Körperschaften u.a.
-- regelmäßig an Klima-Kollekten beteiligen, die helfen, globale Klima-Ungerechtigkeiten zu mildern, und den Anteil an Oikocredit-Anlagen erhöhen;
-- möglichst bis Ende 2023 eine Optimierung der Heizungsanlagen an Kirchen, Gemeindehäusern und -zentren, Pfarrhäusern, Jugendhäusern und Kindertagesstätten planen;
-- die Temperatur genutzter Räume auf 19 Grad absenken (nicht genutzte Räume: 15 Grad oder „stilllegen“);
-- Bündelverträge über Grün-Strom abschließen (ggf. auch Grau-Gas, sofern sich dies wirtschaftlich rechnet)
-- bis 2027 ein Gebäudekonzept erstellen, auf dessen Grundlage entschieden werden soll, welche Gebäude langfristig aufgegeben werden müssen, welche Gebäude ab 2035 treibhausgasneutral betrieben werden und wie diese entsprechende Transformation durchgeführt werden kann;
-- sich um die Einstellung einer Klimaschutzmanager:in bemühen;
-- für die Küsterpost ab dem 01.01.2023 ausschließlich den „Grünen Kurierdienst“ nutzen;
-- den Einkauf von Lebensmitteln an öko-fairen Kriterien orientieren und sich an Initiativen zur Rettung überschüssiger Lebensmittel beteiligen („Teilen statt Wegwerfen“);
-- der nächsten Kreissynode vorzuschlagen, anstelle des bisherigen Umweltbeirats einen „Ausschuss für Nachhaltigkeit“ mit erweiterten Befugnissen (siehe Kirchenordnung) einzurichten;
-- bis zum 01.01.2023 in jeder Kirchengemeinde konkrete Ansprechpartnerinnen und Ansprechpartner für Klimaschutz und nachhaltiges Handeln benennen und alle zwei Jahre einen Bericht über die Umsetzung der vereinbarten Maßnahmen zu verfassen.

Stichwort: Kreissynode

Die Kreissynode ist das Kirchenparlament des Kirchenkreises. Sie ist für Grundsatzentscheidungen über die Zielsetzung, Planung und Durchführung der Arbeit im Kirchenkreis zuständig, verabschiedet die Haushaltspläne für den Kirchenkreis, kann Arbeitsbereiche aufheben und einrichten und trägt formell die Gesamtverantwortung. Die Essener Kreissynode besteht aus 157 gewählten oder berufenen Delegierten, die aus den 26 Kirchengemeinden sowie den Gemeindeübergreifenden Diensten, Referaten und Einrichtungen des Kirchenkreises entsendet werden und zweimal im Jahr zu ordentlichen Tagungen zusammenkommen.

Zwischen den beiden Tagungen wird der Kirchenkreis durch einen Kreissynodalvorstand geleitet, dessen Mitglieder alle vier Jahre jeweils zur Hälfte durch die Kreissynode gewählt werden. Den Vorsitz von Kreissynode und Kreissynodalvorstand hat die Superintendentin des Kirchenkreises Essen, Marion Greve, inne.

 

 

 

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