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Eine Schule für alle

NRW-Bündnis engagiert sich für das gemeinsame Lernen

Auf einer bildungspolitischen Veranstaltung zur Zukunft der PRIMUS-Schule haben das NRW-Bündnis „Eine Schule für alle“ und die Menschenstadt Essen im Haus der Evangelischen Kirche ihre Forderung nach einer rechtlich abgesicherten und mit Landesmitteln geförderten Entwicklungs- und Ausbauperspektive für das durchgängige gemeinsame Lernen von Klasse 1 bis 10 bekräftigt. Dies wird derzeit in NRW nur im Schulversuch PRIMUS und an der staatlichen Versuchsschule, der Laborschule Bielefeld, angeboten.

„Eine Schule für alle – dieser Gedanke entspricht unserem christlichen Menschenbild, das Menschen nicht einteilt, nicht unterteilt und aufteilt, sondern alle in den Blick nimmt – so wie sie sind und mit den Bedürfnissen, die sie haben“, erklärte die stellvertretende Superintendentin der Evangelischen Kirche in Essen, Assessorin Monika Kindsgrab, in ihrer Begrüßung. „In unserem Kirchenkreis steht die Menschenstadt Essen seit vielen Jahren für diese Haltung; darauf sind wir stolz. Und auch deshalb freue ich mich sehr darüber, dass Sie heute bei uns zu Gast sind.“

An der Veranstaltung nahmen Vertreter:innen der PRIMUS-Schule Berg Fidel/Geist in Münster, Schulleiter:innen, Beigeordnete für Schule und Schulamtsvertreter:innen, Initiatoren von neuen PRIMUS-Schulinitiativen sowie weitere Interessierte teil. Drei Vertreter:innen des Ministeriums für Schule und Bildung mussten ihre Teilnahme kurzfristig absagen. Teilnehmende aus Ruhrgebietsstädten, die schon initiativ an der Gründung neuer PRIMUS-Schulen arbeiten, konnten deshalb ihre dringenden Fragen an das Ministerium nicht stellen.

GEMEINSAMES LERNEN FÜHRT ZU BESSEREN SCHULABSCHLÜSSEN

Dr. Reinhard Stähling, ehemaliger Leiter der PRIMUS-Schule Berg Fidel/Geist in Münster, erläuterte zu Beginn das Konzept der PRIMUS-Schulen und stellte klar: „Der derzeitige NRW-Schulversuch hat schon jetzt gezeigt, dass im gemeinsamen Lernen ohne Brüche nach Klasse 4 bessere Schulabschlüsse erreicht werden und auch der Zusammenhang von Bildungserfolg und Herkunft perspektivisch entkoppelt werden kann.“ Die Langfristigkeit der sozialen Beziehungen in jahrgangsgemischten heterogenen Gruppen stärke die individuelle Lernfähigkeit und die persönliche und soziale Entwicklung.

Die uneingeschränkte Zustimmung zur Konzeption der PRIMUS-Schule sorgte für eine Aufbruchstimmung unter den Teilnehmenden, an der sich auch das Podium beteiligte. PRIMUS müsse in die Breite gehen, formulierte etwa Daniela Schneckenberger, die als Beigeordnete für Bildung beim Deutschen Städtetag und beim Städtetag NRW die Interessen der kommunalen Schulträger vertritt. „In Ballungszentren, besonders jedoch im ländlichen Raum ist die PRIMUS-Schule attraktiv für Bürgermeister:innen, um ein gutes Schulangebot zu ermöglichen.“

GRÖSSERE CHANCENGLEICHHEIT FÜR ALLE IST DAS ZIEL

Die GEW-Vorsitzende in NRW, Ayla Celik, aber auch Achim Elvert, stellvertretender Vorsitzender der Gemeinnützigen Gesellschaft Gesamtschule – Verband für Schulen des gemeinsamen Lernens e.V., unterstützen die PRIMUS-Schulform ebenfalls und verwiesen bei der Tagung auf die größere Chancengleichheit für Schülerinnen und Schüler. Große Einigkeit bestand darin, die Errichtung von PRIMUS-Schulen auf der kommunalen Ebene über Kooperationen von Grundschulen und integrierten Gesamtschulen bzw. Sekundarschulen auszuloten und vorzubereiten.

In ihrem Ausblick auf weitere Aktivitäten für PRIMUS-Schulen stellte Uta Kumar, Sprecherin des NRW-Bündnisses „Eine Schule für alle“, fest: „NRW ist 15 Jahre nach Inkrafttreten der UN-Behindertenrechtskonvention für Deutschland immer noch weit entfernt von einem inklusiven Schulsystem. Es geht um jedes Kind, gute Bildung für alle! Die Aufteilung der Kinder nach der 4. Klasse widerspricht den Menschenrechten. Da müssen wir noch viel deutlicher werden!“ Das NRW-Bündnis sei gerne bereit, kommunale Initiativen für PRIMUS aktiv zu unterstützen.

ZUM HINTERGRUND: GEMEINSAMES LERNEN

An fünf Schulstandorten (Minden, Münster, Schalksmühle, Viersen, Titz) wurde in dem Schuljahr 2013 bzw. 2014 mit der Erprobung des Zusammenschlusses von Primar- und Sekundarstufe in Form durchgängiger Ganztagsschulen von Klasse 1 bis 10 begonnen. Das Lernen findet in jahrgangsgemischten Klassen mit gemeinsamen und individualisierenden Phasen ohne äußere Leistungsdifferenzierung und ohne Ziffernbenotung bis einschließlich Klasse 8 statt.
Die durchgängige Langformschule ohne Selektionsbruch nach Klasse 4 ist aus Sicht des NRW-Bündnisses und der Menschenstadt Essen das ideale Strukturmodell, das eine chancengleiche, inklusive Bildung für alle ermöglicht.

In ihren Forderungen berufen sich die Veranstalter auf Ergebnisse und Empfehlungen der Wissenschaftlichen Begleitung, die sich schon in zwei vorangehenden Berichten eindeutig für eine Fortführung und Absicherung des Reformmodells ausgesprochen hat. Beide Veranstalter fordern von der Landesregierung, parallel zur rechtlichen Überführung des PRIMUS-Schulversuchs in das Regelschulsystem (siehe dazu den Koalitionsvertrag von CDU und GRÜNEN 2022-2027, S. 54, Zeile 2620), eine wirksame Öffentlichkeitsarbeit zu den wissenschaftlichen Ergebnissen des Schulversuchs und eine gezielte Unterrichtung der kommunalen Schulträger, der Lehrer- und Elternverbände über die Vorzüge der PRIMUS-Schule.

Unter Beteiligung der kommunalen Spitzenverbände soll ein Landes-Förderprogramm für den Ausbau von PRIMUS-Schulen unter Nutzung des Startchancen-Programms entwickelt werden. Schulträger sollen Schulen ermutigen und unterstützen, die den Ausbau zur PRIMUS-Schule wollen.

 

 

 

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