Logo Evangelische Kirche in Essen


Nachrichten

Lichter der Solidarität erleuchteten die Stufen der Alten Synagoge

Menschenkette für Weltoffenheit und Toleranz

Über 4.500 Bürgerinnen und Bürger sind am Sonntagabend dem Aufruf der Essener Allianz für Weltoffenheit gefolgt und haben mit einer Menschenkette für die Solidarität mit der jüdischen Gemeinschaft, für Toleranz und ein friedliches Zusammenleben der Menschen in Essen demonstriert. Zahlreiche Lichter erleuchteten die Stufen der Alten Synagoge Essen. Nachfolgend dokumentieren wir das Statement von Superintendentin Marion Greve und den Aufruf der Allianz-Partner.

STATEMENT VON SUPERINTENDENTIN MARION GREVE

Liebe Bürgerinnen und Bürger,

ich stehe heute hier als Superintendentin der Evangelischen Kirche Essen – und als Sprecherin der Allianz für Weltoffenheit und Demokratie. Mit 14 zivilgesellschaftlichen Organisationen und Religionsgemeinschaften setzen wir uns seit 2016 für ein friedliches Zusammenleben in unserer Stadt ein.

Wir sind entsetzt und verurteilen die feigen Mordtaten der Hamas am 7. Oktober auf feiernde junge Leute und Kibbuzim. Die Täter müssen beim Namen genannt werden. Wir sehen das Leid unserer jüdischen Freundinnen und Freunde – und bekräftigen heute hier ohne jede Einschränkung das Existenzrecht Israels.

Als Superintendentin werde ich in diesen Tagen immer wieder angefragt: seht ihr denn nicht auch das Leid der zivilen palästinensischen Bevölkerung? Müssen Sie, muss die Kirche nicht neutral sein?

Und jedes Mal antworte ich ganz klar: nein, neutral sein kann und will ich nicht! Denn: Als Kirche sind wir gemäß unseres Auftrages immer parteilich. Wir ergreifen Partei für ALLE Menschen, die leiden, die Gewalt, Terror und Tod erfahren! Wir leiden mit den unschuldigen Opfern auf ALLEN Seiten: mit den jüdischen Freundinnen und Freunden ebenso wie mit den Palästinensern, die im Gazastreifen von der Hamas als Schutzschild missbraucht werden und deren Häuser sie besetzen.

Das unfassbare Leid rechtfertigt jedoch weder Antisemitismus noch jede Form des Rassismus. Wir wehren denen, die versuchen, die Konflikte des Nahen Ostens zu uns zu tragen!

Denn in unserer Stadt fragen wir nicht danach, wo du herkommst, sondern wo du hinwillst! Die entscheidende Frage ist, ob du dich für Frieden oder Hass einsetzen willst. Nicht ohne Grund gedenken wir jährlich am 9. November der Nazi-Pogrome von 1938.

Wir sagen: nie wieder – und halten fest daran: Das Engagement gegen Antisemitismus gehört zum Kern unseres heutigen Deutschlands. Das gilt für hier Geborene wie für Zugewanderte oder Geflüchtete, das gilt für Christinnen und Christen wie für Musliminnen und Muslime wie für Religionslose. Deutschland ist ohne diesen Kern des Engagements gegen Antisemitismus nicht zu haben.
Deshalb stehen wir heute hier und stellen uns mit dieser Menschenkette vor die jüdische Gemeinde in Essen. Und nehmen damit klar Stellung gegen Gewalt, Verachtung und Abwertung der und des Anderen, wo auch immer sie zum Ausdruck kommt – weil wir in unserer Stadt in Frieden zusammenleben wollen.

Wir sind Essen. Wir stehen für Frieden, für ein freies Leben und für eine gerechte Zukunft für alle!

Essen, 12. November 2023

Marion Greve
Superintendentin

AUFRUF DER ESSENER ALLIANZ FÜR WELTOFFENHEIT

Die Allianz-Partner wollen sich mit einer Menschenkette für Frieden und Zusammenhalt in Essen einsetzen. Darüber hinaus treten sie für die Solidarität und den Schutz von jüdischem Leben in Essen und des Staates Israel ein. Die Allianz verurteilt die Terrorangriffe der Hamas. Gleichzeitig fordert sie humanitäre Hilfen für die Menschen im Gaza-Streifen.

Gegenseitiger Respekt ist die Grundlage für das Zusammenleben in Vielfalt. Dieses Zusammenleben der verschiedenen Religionen und Kulturen in Frieden und Freiheit gilt es zu wahren. Die Verherrlichung von Gewalt – gleich von wem diese ausgeht – darf es in Essen nicht geben. Jeglicher Form von Antisemitismus und radikaler Ideologie stellen wir uns entschieden entgegen.

Zu den Allianz-Partnern gehören allen voran der Initiativkreis Religionen in Essen (IRE), der Deutsche Gewerkschaftsbund, der Essener Unternehmensverband, die Stadt Essen genauso wie die Kreishandwerkerschaft. Den Aufruf unterstützen darüber hinaus die großen politischen Parteien CDU, SPD und Grüne.

Oberbürgermeister Thomas Kufen, Superintendentin Marion Greve und weitere Repräsentant*innen der Allianzpartner werden Grußwörter sprechen, darüber hinaus wird ein gemeinsames Statement des IRE verlesen. "Als Sprecherin der Essener Allianz ist es mir ein großes Anliegen, dass wir uns am Sonntag vor der Alten Synagoge mit vielen Unterstützer*innen vor die Jüdische Gemeinde in unserer Stadt stellen", erklärt Marion Greve dazu. "Wir machen deutlich: jede Form von Antisemitismus hat bei uns keinen Platz! Wir wehren all denen, die versuchen, Konflikte des Nahen Ostens in unsere Stadt hineinzutragen. Unterstützen Sie uns und machen wir uns gemeinsam stark für ein friedliches Miteinander in Essen. Und beten wir für den Frieden weltweit!"

 

 

 

nach oben ▲