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Bewegende Gedenkfeier erinnerte an die Opfer von Suizid
52 Kerzen brannten auf dem Altar
TEXT UND FOTO: PETER TOUSSAINT, FETS e.V.
„Immer geliebt. Immer vermisst. Nie vergessen.“ Drei knappe Sätze hatte eine Mutter mit einem Folienstift auf ihr Kerzenlicht geschrieben. Am Ende einer bewegenden Stunde stand ihr Licht zusammen mit 51 anderen auf dem Altar der kleinen Siechenhauskapelle in Essen-Rüttenscheid.
Die Ökumenische Telefonseelsorge Essen und der Förderverein Essener Telefonseelsorge e.V. (FETS) hatten eingeladen, weltweit wird am 10. September der Tag der Suizidprävention begangen. Um 20 Uhr werden in vielen Ländern Lichter ins Fenster gestellt - zur Erinnerung an die Menschen, die keinen anderen Weg mehr für sich sahen, als sich selbst zu töten.
Zu Beginn der Gedenkfeier in der bis auf den letzten Platz gefüllten Siechenhauskapelle wurde ein Lied von Udo Lindenberg („Nimm Dir das Leben - und lass es nicht mehr los“) eingespielt. Poetry-Slammerin Jule Weber erzählte von der kaum endenden Wehmut nach dem Suizid eines geliebten Menschen. Tief bewegender Höhepunkt: In einem Interview schilderte eine Frau die Zeit nach dem Suizid ihres Ehemannes. Da hätte man eine Stecknadel fallen hören.
Es wurden Lieder gesungen („Von guten Mächten wunderbar geborgen“) und Fürbitten an Gott vorgetragen - auch für die Angehörigen und Freunde von Menschen, die sich getötet haben: „Erfülle sie mit Trost und Hoffnung, wenn Angst und Verzweiflung nach ihren Herzen greifen.“ Und es wurde darum gebeten, dass wir selbst in der Lage sein mögen, um Hilfe zu bitten, wenn wir in scheinbar ausweglose Situationen geraten: „Gib uns den Mut, mit anderen zu reden, und das Vertrauen, dass wir uns mitteilen können und anderen wichtig sind.“
Viele Telefonseelsorgerinnen und Telefonseelsorger waren zur Gedenkfeier gekommen, ebenso wie eine Reihe von Angehörigen, die Kinder, Partner und Freunde durch Suizid verloren haben. Am Rande der Gedenkfeier kam es zu berührenden Gesprächen. Am Ende waren sich alle einig: Im nächsten Jahr soll es wieder eine Gedenkfeier am Tag der Suizidprävention geben. Der Förderverein der Essener Telefonseelsorge kündigte noch am selben Abend eine entsprechende Initiative an.
HINTERGRUND: WELTTAG DER SUIZIDPRÄVENTION
Jedes Jahr sterben in Deutschland rund 9.000 Menschen durch Suizid – mehr als durch Verkehrsunfälle, Gewalttaten und illegale Drogen. Weit mehr als 100.000 Menschen erleiden jedes Jahr den Verlust eines nahestehenden Menschen durch Suizid. Um die Öffentlichkeit auf die weitgehend verdrängte Problematik der Suizidalität aufmerksam zu machen, wird alljährlich der Welttag der Suizidprävention veranstaltet.
Der Welttag der Suizidprävention wurde von der International Association for Suicide Prevention (IASP) und der Weltgesundheitsorganisation WHO das erste Mal für den 10. September 2003 ausgerufen.