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Trotz schwierigerer Bedingungen auch Neues wagen

Kreissynode tagte in Schonnebeck

(Essen, 08.06.2024) Der „Wandel der Evangelischen Kirche“ war das Schwerpunktthema der Synode des Kirchenkreises Essen, die am 7. und 8. Juni in Schonnebeck getagt hat. Außerdem standen Tätigkeitsberichte der Gemeindeübergreifenden Dienste, Einrichtungen und Verbände auf der Tagesordnung. Gewählt wurden die Synodalbeauftragungen für besondere Arbeitsfelder sowie die Abordnungen in die Landessynode, das Kirchenparlament der Evangelischen Kirche im Rheinland.

Die 33. ordentliche Tagung der Synode begann am Freitag um 17 Uhr mit einem Gottesdienst, den das Pfarrteam der Kirchengemeinde Altstadt gestaltete. Nach der Eröffnung bedankte sich Superintendentin Marion Greve bei 14 neuen Synodalen für ihre Bereitschaft, im Leitungsgremium des Kirchenkreises mitzuwirken. Propst Jürgen Schmidt, Stadtdechant der Katholischen Kirche in Essen, und Michael Manz, Superintendent des Nachbarkirchenkreises An der Ruhr, hielten Grußwörter.

TÄTIGKEITSBERICHTE DER GEMEINDEÜBERGREIFENDEN DIENSTE, EINRICHTUNGEN UND VERBÄNDE

Im Anschluss stellte Assessorin Monika Kindsgrab die Tätigkeitsberichte der Gemeindeübergreifenden Dienste sowie der Einrichtungen und Verbände vor, an denen der Kirchenkreis beteiligt ist. Dabei skizzierte sie die zurückliegenden Sparprozesse innerhalb der Dienste – das verabredete Einsparziel von insgesamt 900.000 Euro bis 2025 ist bereits weitgehend erreicht – und beschrieb sinnvolle Strukturveränderungen der letzten Jahre: die Zusammenlegung der Evangelischen und der Katholischen Telefonseelsorge zu einer Ökumenischen Telefonseelsorge sowie die Bildung eines gemeinsamen Schulreferates und einer gemeinsamen Notfallseelsorge für die Städte Mülheim, Essen und Oberhausen. Die beiden großen Trägerverbünde für evangelische Kindertageseinrichtungen, der Evangelische Kindertagesstättenverband Essen und die Kindertagesbetreuung gGmbH des Diakoniewerks Essen e.V., konnten weiter auf- bzw. ausgebaut werden.

„Wenn wir an die Zukunft der Evangelischen Kirche in Essen denken, gilt es, immer auch die kirchliche Arbeit, die außerhalb unserer Kirchengemeinden stattfindet, mitzudenken“, erklärte Monika Kindsgrab. „Ob im Krankenhaus, in der Gehörlosen- und Schwerhörigengemeinde oder in der Justizvollzugsanstalt, ob im Religionsunterricht, in der offenen Jugendarbeit oder der Diakonie, bei der Menschenstadt Essen, im Pfarramt für Inklusion oder bei Segen45, unserer neuen Agentur für Segensmomente – alles das ist Kirche und gehört zu uns, das alles muss mit in den Blick genommen werden, wenn wir Pläne für die Zukunft machen.“

"Andere Sicht auf Kirche für Veränderungen fruchtbar machen"

Zudem sei die Arbeit dieser Dienste und Einrichtungen oft mit einer anderen Sicht auf unsere Kirche verbunden, die für die anstehenden Veränderungen fruchtbar gemacht werden könne und aktuelle Trends aufgreife: „Hier leben wir eine inklusive Kirche, unsere Citykirchenarbeit ist Kirche im Quartier der Innenstadt, das Wohnen im Studierendenzentrum bedeutet Kirche auf Zeit und die Vereinte Evangelische Mission ist ein Ort der Multikulturalität. Unsere Jugendarbeit steht für eine Kirche, die die Bedürfnisse junger Leute ernst nimmt, und das Weigle-Haus ist auf dem besten Weg, um als erste ‚Assoziierte Kirchengemeinde‘ in neuer Form durch die Evangelische Kirche im Rheinland anerkannt zu werden.“

"Kirche wird vielfältiger und ehrenamtlicher"

Die Gründung des Ehrenamts-Managements trage dem gesellschaftlichen Trend des selbstgewählten Engagements Rechnung, dank der Ausbildungskurse „Lebensspuren begleiten“ seien mittlerweile schon 48 Ehrenamtliche in seelsorglichen Bereichen aktiv – in Krankenhäusern und Altenheimen, aber auch in der Passantenseelsorge, der inklusiven Seelsorge und in Gemeinden. „Kirche wird vielfältiger und ehrenamtlicher sein“, führte die Assessorin weiter aus. „Doch wir bleiben eine Kirche, die in die Welt gesandt ist und sich um Menschen sorgt, die eine besondere Zuwendung benötigen oder ein besonderes Bedürfnis haben. Um Menschen, die ambulante oder stationäre Pflege und Betreuung benötigen, Menschen, die erkrankt sind, die an den verschiedensten Punkten oder in Krisensituationen Beratung und Begleitung brauchen, Menschen mit Behinderungen. Um Menschen, die bei der Wiedereingliederung in den Arbeitsmarkt unterstützt werden, Kinder und Jugendliche, die Orte der Bildung und der Gemeinschaft benötigen. Das ist eine unserer Stärken im Kirchenkreis, mit der wir viele tausend Menschen erreichen.“

Die Tätigkeitsberichte sind Teil der Sitzungsunterlagen, die Sie unten auf dieser Seite als PDF zum Herunterladen und Anschauen finden.

SEGEN45, AGENTUR FÜR SEGENSMOMENTE IM KIRCHENKREIS

Auch mit der Gründung von „Segen45, Agentur für Segensmomente im Kirchenkreis“ reagiert der Kirchenkreis auf eine aktuelle Herausforderung. Ausgangspunkt ist die Feststellung, dass Taufe, Trauung und Bestattung zwar immer noch eine Schlüsselfunktion in der Mitgliederkommunikation haben und das kirchliche Handlungsfeld mit der größten partizipativen Reichweite sind, viele Mitglieder der Kirche den Zugang zu diesen sogenannten Kasualien jedoch nicht mehr über die Ortsgemeinde finden. Aus diesem Grund hat der Kirchenkreis Essen gemeinsam mit dem Projekt „Erprobungsräume“ der Evangelischen Kirche im Rheinland ein zunächst für fünf Jahre finanziertes innovatives Angebot geschaffen, das den Kontakt zu distanzierten Kirchenmitgliedern verstärken, die Öffentlichkeitsarbeit für Kasualien steigern und die Arbeit der Kirchengemeinden in diesem Bereich unterstützen soll.

Zum Team gehören die Pfarrerinnen Eva Gabra, Juliane Gayk und Elisabeth Müller (insgesamt 1,5 Pfarrstellen), die Kommunikations- und Marketing-Referentin Birthe Smieja (0,5 Stelle) und für die Verwaltung Silke Höpker (0,25 Stelle). „Unsere Anspruchsgruppe sind lose gebundene Kirchenmitglieder in Milieus, die kirchliches Handeln oft schwer erreicht“, heißt es im auf der Synode vorgestellten Rahmenkonzept. Ihnen werde von der Agentur eine serviceorientierte und lebensnahe Segensbegleitung angeboten – unabhängig von ihrer kirchlichen Bindung, ihrer Lebensform und ihrer Identität. Die Kontaktpflege bzw. Ansprache erfolgt durch Serienbriefe und Mailings, vor allem aber auch in den digitalen sozialen Netzwerken und über elektronische Suchmaschinen.

Was schon läuft und was geplant ist

Schon heute werden – in Zusammenarbeit mit dem Bistum Essen – regelmäßig besondere Segensfeiern für Babys und für werdende Eltern angeboten. Das ökumenische Gottesdienstformat „Raum für Risse – Wege der Hoffnung“ richtet sich an Menschen, die unter aktuellen gesellschaftlichen Ereignissen und Krisen leiden und einen spirituellen Raum für Abschied und Trost suchen. Der Weihnachtsgottesdienst „Ohne Dich“ für alle, die um einen nahestehenden Menschen trauern, feierte im vergangenen Jahr Premiere und soll wiederholt werden. Außerdem besucht das Team Hochzeitsmessen, ist beim queeren Festival „Ruhr.Pride“ und beim Stadtfest „Essen.Original“ dabei. Unter dem Motto #einfachheiraten wird derzeit für September ein PopUp-Hochzeitsfestival auf dem Gelände des UNESCO-Welterbes Zollverein geplant. 2025 soll es erneut ein stadtweites Tauffest und weitere Taufgelegenheiten geben.

WAHL DER SYNODALBEAUFTRAGUNGEN

Außerdem wurden am Freitagabend durch turnusmäßige Wahl folgende Synodalbeauftragungen für die Begleitung besonderer kirchlicher Aufgaben neu besetzt: Essener Kirchengeschichte: Superintendent i.R. Heinrich Gehring; Fremdsprachige Gemeinden: Pfarrer Pieter Roggeband; Gottesdienst: Pfarrerin Elisabeth Müller; Gustav-Adolf-Werk: Pfarrer i.R. Fritz Pahlke; Kirche mit Kindern: Pfarrerin Heidrun Viehweg; Kirchentag: Pfarrer Klaus Künhaupt; Arbeit mit Konfirmand:innen: Pfarrerin Nele Winkel; Männerarbeit: Matthias Helms und Pfarrer i.R. Fritz Pahlke; Meditation: Pfarrer i.R. Manfred Rompf; Prädikant:innen: Eta Reitz im Tandem mit Lars Schnor; Stiftungen: Pfarrer Klaus Baltes.

WAHL DER ABORDNUNGEN IN DIE LANDESSYNODE

Im Februar wurden die Presbyterien aller Kirchengemeinden neu bestimmt – deshalb waren an diesem Abend auch die Delegierten zu wählen, die den Kirchenkreis Essen in der Landesynode, dem Kirchenparlament der Evangelischen Kirche im Rheinland (EKiR), vertreten werden. Zu theologischen Abgeordneten wurden Pfarrerin Juliane Gay und Pfarrer David Gabra gewählt. Stellvertretungen sind Pfarrerin Annette Stolte und Pfarrer Martin Keßler. Zu nichttheologischen Abgeordneten wurden gewählt: Thomas Caspers-Lagoudis, Zoe Stelzner und Karsten Herfort. Stellvertretungen sind Kirsten Kalweit und Henning Aretz. Die nächste Landessynode der EKiR wird vom 2. bis 7. Februar in Bonn stattfinden.

Mit Informationen über das Thema Prävention sexualisierter Gewalt im Kirchenkreis Essen, über die geplante Demokratiekonferenz am 14. Juni und die Kundgebung für Demokratie, Vielfalt und Toleranz am 29. Juni auf dem Parkplatz P2 des Messegeländes ging der erste Tag der Synode zu Ende.

BERATUNGEN ÜBER DIE ZUKÜNFTIGE GESTALT DER EVANGELISCHEN KIRCHE IN ESSEN

Mit einer Andacht der Ökumenischen Telefonseelsorge Essen starteten die Synodalen am Samstag, dem zweiten Tag der Synode, in ihre Beratungen. Im Mittelpunkt stand die zukünftige Gestalt der Evangelischen Kirche in Essen. Fest steht: Die auf der Landessynode der Evangelischen Kirche im Rheinland im Januar festgestellte aktuelle und zukünftige Minderung der Kirchensteuereinnahmen bedeutet auch für den Kirchenkreis Essen eine starke Zäsur; Ende März hatte Superintendentin Marion Greve alle Presbyterinnen und Presbyter in einem Schreiben über die schwierige finanzielle Situation informiert: Der lange erwartete Kipppunkt sei bereits überschritten, heißt es darin.

Das machte auch Thomas Caspers-Lagoudis, Vorsitzender des kreiskirchlichen Finanzausschusses, in seinem Vortrag deutlich. Zwar bräuchten die Zuweisungen pro Gemeindemitglied, die den Essener Kirchengemeinden für 2023 und 2024 zugesagt wurden, und die Summe, die der Kirchenkreis Essen in diesen beiden Jahren für seine Gemeindeübergreifenden Dienste und Aufgaben erhält, wegen einer vorausschauenden Finanzplanung und gut gefüllter Rücklagen nicht korrigiert zu werden. Doch seien schon bald einschneidende Veränderungen nötig.

"Der Wille zur Gestaltung ist zurückgekommen"

„Nach dem ersten Schock über die Prognosen der Landeskirche kam die Trauer – darüber, dass es die Kirche, die meine Heimat ist, in der jetzigen Form in doch recht naher Zukunft nicht mehr geben wird“, sagte die Superintendentin. „Nach der Trauer aber kam der Wille zur Gestaltung von etwas Neuem Schritt für Schritt zurück. Die Entscheidungen, die jetzt getroffen werden müssen, können wir nicht unseren Kindern und Enkelkindern überlassen. Es liegt an uns, die wir heute in der Kirche haupt- und ehrenamtlich aktiv sind, eine kleinere, aber lebendige Kirche zu gestalten. Und das Schöne ist: wir können und dürfen dabei entdecken, dass Gott noch etwas mit uns vorhat – dass es tatsächlich auch Freude machen kann, eine neue Kirche der Zukunft zu denken.“

Was also ist nötig, um die Strukturen der Zusammenarbeit im Kirchenkreis zukunftsfähig auszurichten? Im Plenum, in Vorträgen und einer Talkrunde wurde in Schonnebeck nach möglichen Antworten auf diese Herausforderung gesucht. Dabei ging es auch um die Vision einer einzigen Essener Gemeinde, die Marion Greve in ihrem Schreiben an die Presbyterien erstmals skizziert hatte die mit den bisherigen Gemeindeformen nicht vergleichbar ist. „Es handelt sich um ein ganz neues Konstrukt, für das es heute noch keine rechtliche Grundlage gibt und für das wir synodale Regeln der Partizipation und Mitwirkung erst noch gemeinsam entwickeln werden. Zusammen mit anderen Kirchenkreisen, etwa Düsseldorf, und mit unserer Landeskirche werden wir daran arbeiten. Ich bin mir aber sicher, dass wir für die Konkretion der Rahmenbedingungen noch einige Jahre benötigen werden.“ Bis dahin seien die sechs Gestaltungsräume, in denen die 26 Gemeinden des Kirchenkreises seit Juni letzten Jahres ihre Zusammenarbeit einübten, ihre Angebote und Aufgaben aufeinander abstimmten, ein wichtiger Zwischenschritt.

"Bisherige Anforderungen können nicht mehr erfüllt werden"

Ausdrücklich ermunterten der Kreissynodalvorstand und Geschäftsführerin Katja Wäller, auf dieser Ebene auch baldige Fusionen ins Auge zu fassen: „Das bisherige System von vielen einzelnen Kirchengemeinden, von denen jede einzelne eine Körperschaft des öffentlichen Rechts darstellt, stellt hohe Anforderungen, die von den Haupt- und Ehrenamtlichen immer weniger erfüllt werden können; es ist veraltet, stößt zunehmend an seine Grenzen und hat sich selbst zu einem Strukturproblem entwickelt. Fusionen wirken dagegen unmittelbar entlastend, auch finanziell – einfach dadurch, dass Aufgaben, ob inhaltlicher oder organisatorischer Art, gebündelt und besser auf die vorhandenen Kräfte verteilt werden können.“

"Auf unsere synodale Struktur können wir bauen"

Die Synode sammelte an diesem Tag eine Vielzahl von Vorschlägen und Anregungen, die nun in verschiedenen digitalen und analogen Formaten weiter ausgeführt werden sollen. „Heute ging es uns darum zu hören, welche Überlegungen Sie bewegen, welche Sorgen und Hoffnungen. Welche Ideen Sie haben zur Zukunft unserer Kirche.“ Nichts sei gesetzt, bis es die Kreissynode nach guter evangelischer Art beraten und beschlossen habe: „Auf diese synodale Struktur und unsere Gemeinschaft können wir bauen. Sie hat uns bei wichtigen Entscheidungsprozessen getragen und wird es auch weiterhin tun, ganz im Sinne des Leitworts unserer Kirchenkreiskonzeption: ‚Gemeinsam verantworten. Vielfältig gestalten. Mutig verändern‘.“ Mit einem Segenswort und dem Schlusslied klang die Frühjahrstagung der Kreissynode aus.

STICHWORT: KREISSYNODE

Die Kreissynode ist das Kirchenparlament des Kirchenkreises. Gemäß der Kirchenordnung der Evangelischen Kirche im Rheinland ist sie für Grundsatzentscheidungen über die Zielsetzung, Planung und Durchführung der Arbeit im Kirchenkreis zuständig, sie verabschiedet die Haushaltspläne für den Kirchenkreis, kann Arbeitsbereiche aufheben und einrichten und trägt formell die Gesamtverantwortung. Die Essener Kreissynode besteht aus über 150 gewählten oder berufenen Delegierten, die aus den 26 Kirchengemeinden sowie den Gemeindeübergreifenden Diensten, Referaten und Einrichtungen des Kirchenkreises entsendet werden, und tritt zweimal im Jahr zu ordentlichen Tagungen zusammen.

Zwischen diesen beiden Synoden wird der Kirchenkreis durch einen Kreissynodalvorstand geleitet, dessen Mitglieder alle vier Jahre jeweils zur Hälfte durch die Kreissynode gewählt werden. Den Vorsitz von Kreissynode und Kreissynodalvorstand hat die Superintendentin des Kirchenkreises Essen, Marion Greve, inne.

 

 

 

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