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Mutige Wege in schwieriger Zeit

Was die Essener Abgeordneten zur 77. Landessynode sagen

Die Zukunft unserer Kirche, die Aufarbeitung sexualisierter Gewalt und die Entwicklung der Kirchenfinanzen, aber auch gesellschaftspolitische Themen wie Demokratiefeindlichkeit, der zunehmende Antisemitismus und die Situation von Geflüchteten an den Außengrenzen der Europäischen Union standen im Mittelpunkt der 77. Landessynode der Evangelischen Kirche im Rheinland. Nicht zuletzt freuen wir uns zwei Wahlentscheidungen: Mit der Prädikantin und Theologin Sarah Vecera wurde eine Essenerin in den Ständigen Theologieausschuss gewählt; der Essener Theologiestudent Paul Maurer ist neues Mitglied im Ständigen Ausschuss für öffentliche Verantwortung unserer Landeskirche.

Wir haben die Essener Mitglieder der Synode gefragt, was sie in den vergangenen Tagen besonders beeindruckt hat; ihre Antworten lesen Sie nachfolgend. Eine Zusammenfassung der wichtigsten getroffenen Entscheidungen finden Sie wie üblich in der zwölfseitigen Ausgabe synode.info - als PDF zum Anschauen oder Herunterladen ganz unten auf dieser Seite.

SUPERINTENDENTIN MARION GREVE:

„Wagt euch zu den Ufern, stellt euch gegen den Sturm...“ mit 200 Synodalen gesungen – ein Lied und eine Botschaft, die mich berührt, die die Stimmung der Landessynode für mich aufnimmt. Neue Ufer wagen: In vielen Workshops der letzten beiden Tage sprang der Funke über für eine Kirche in gemeindlicher Vielfalt; mit klassischer Ortsgemeinde, mit funktionalen Diensten, mit Erprobungsräumen und Pioniergeist. Sich gegen den Sturm stellen: Klare Kante zeigen gegen die Hetze von Rechts, gegen rassistische und diskriminierende Haltungen. Einstimmig haben wir uns gegen jede Form von Antisemitismus positioniert – das hat mich stolz gemacht.

Den Sturm der Zahlen haben wir am Donnerstagmorgen erlebt, als der Finanzdezernent OKR Boecker mit deutlichen Worten den Kipp-Punkt hervorhob. Im Jahr 2024 erleben wir zum ersten Mal schmerzhaft die wirtschaftlichen Folgen des Mitgliederrückgangs.

Mir macht die Gemeinschaft, in allen Stürmen, Mut. Nachdenklich, berührt, demütig haben wir uns im Anschluss an den Bericht des Vizepräses an die Seite der Opfer von sexualisierter Gewalt gestellt. Und uns dabei unserer Schuld als Institution Kirche gestellt. „Wagt euch zu den Ufern, stellt euch gegen den Sturm…geht auf Gottes Spuren, geht, beginnt von vorn..“

ULRIKE BAUZA:

Diese Synode war meine letzte, da ich mich nicht erneut um eine Abordnung durch unsere Kreissynode bewerben werde. Wie auch in den Vorjahren, ist der Finanzbereich mein Schwerpunkt gewesen. Hier wurden einige zukunftsweisende Beschlüsse gefasst - z.B. wie es mit dem Haus der Landeskirche weitergeht und wie die neue Zielzahl für die Pfarrstellenplanung aussehen soll. Der Finanzbericht ergabe allerdings Erkenntnisse, die für unsere Kirche noch schwierig werden. Sehr beeindruckt hat mich die Bibelarbeit von Professorin Dr. Sandra Bils zum Propheten Josua.

THOMAS CASPERS-LAGOUDIS:

Besonders hat mich diesmal die Arbeit in den Workshops beeindruckt. Dieser intensive Tag hat gezeigt, wieviel Energie und Motivation es gibt, unsere Kirche zu verändern. Es ist uns in unserer Gruppe zur Diversität gelungen, viele gute, in die Zukunft gerichtete Ideen zu entwickeln, die jetzt in die weitere Beratung der Landeskirche gehen.
Das macht - bei allen schwierigen Nachrichten - Hoffnung für die Zukunft.

PFARRERIN JULIANE GAYK:

Mir ist es wichtig, dass wir starke Beschlüsse gegen den zunehmenden Antisemitismus und die aktuelle Hetze der AfD stark machen. Ich bin besonders begeistert von den Workshops, in denen auf eine neue Art wegweisende Ideen für unsere Kirche entstanden sind. Für uns vor Ort ist es außerdem eine Erleichterung, dass wir einige unserer Kirchenregeln verändert haben, um flexibler und menschenfreundlicher Kasualien gestalten zu können. Und ich nehme mit: Manchmal müssen wir uns nasse Füße holen, wenn wir vertrauensvoll mit Gott in die Zukunft gehen wollen (wie in Josua 3).

PFARRER JOHANNES HEUN:

Auf dieser Synode hat mich der Umgang mit dem Thema "Sexualisierte Gewalt in unserer Kirche" positiv beeindruckt. Sowohl in überschaubaren Runden, wie dem Ausschuss für Erziehung und Bildung, als auch im Plenum beim Bericht der Kirchenleitung habe ich wichtige Beiträge und einen ehrlichen, offenen Prozess wahrgenommen. Auf diesem Weg muss es weiter gehen und ich hoffe, wir werden dabei schneller und konsequenter handeln als bisher.

HELGA SIEMENS-WEIBRING:

Holger Pyka hat in seiner Andacht zum wunderbaren Fischzug (Lukas 5, 1-11) Sören Kierkegaard zitiert: „Sich zu trauen, heißt für einen Augenblick den Halt zu verlieren. Sich nicht zu trauen, heißt sich selbst zu verlieren.“ Immer gehalten von unserem Gott, können wir auch in schwierigen Zeiten mutig neue Wege gehen. Für unsere Kirche haben wir dazu auf der Synode gemeinsam Ideen entwickelt. Das hat viel Freude gemacht!

ZOE STELZNER:

Bei der diesjährigen Landessynode habe ich das neue Format der Workshops als besonders ertragreich empfunden. Ich freue mich, dass so produktiv und qualitativ über viele wichtige Themen gesprochen wurde und Veränderungsprozesse erarbeitet werden konnten.

Ich hoffe, dass diese Vorschläge schnell und konstruktiv angegangen werden können. Und dass wir unserem Ziel, allen Menschen eine Partizipation an unserer Kirche ohne Diskriminierungs- oder Gewalterfahrungen zu ermöglichen, einen Schritt näher kommen. Wichtig ist für mich, dass eine ständige Aufarbeitung und Sensibilisierung auf allen kirchlichen Ebenen erfolgt und unsere Strukturen kritisch hinterfragt.

 

 

 

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