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Für Dialog und Verständigung, gegen Hass und Gewalt

Rheinische Landessynode verurteilt Drohungen gegen Herner Pfarrerin

Auf Antrag der Essener Superintendentin Marion Greve hat die Landessynode der Evangelischen Kirche im Rheinland am Donnerstag (20.01.) die Morddrohungen gegen Pfarrerin Melanie Jansen aus Herne entschieden verurteilt und eine Erklärung „Für Dialog und Verständigung, gegen Hass und Gewalt“ verabschiedet. Die oberste Repräsentantin und leitende Theologin des Kirchenkreises Essen hatte das Thema zu Beginn der 4. Plenarsitzung des rheinischen Kirchenparlaments gemeinsam mit dem WDR-Journalisten Arnd Henze, der ebenfalls der Landessynode angehört, in die Beratungen eingebracht. „Wir stehen in uneingeschränkter Solidarität hinter unserer Kollegin und Schwester in Christus und an der Seite aller Menschen, die gegen Hass und Gewalt Position beziehen“, heißt es in der Erklärung.

Pfarrerin Melanie Jansen aus der Kreuz-Kirchengemeinde Herne (Evangelische Kirche von Westfalen) organisiert wöchentlich Friedensgebete und gedenkt dabei der Opfer der Corona-Pandemie. Nach dem jüngsten Friedensgebet am vergangenen Samstag vor der Kreuzkirche in Herne hatte Pfarrerin Jansen zum wiederholten Mal eine Todesdrohung erhalten. Das berichten die Evangelische Kirche von Westfalen und der Kirchenkreis Herne. Schon zuvor sei ihr und ihrer Familie von Unbekannten gedroht worden.

Konflikte über grundlegende Fragen unseres Zusammenlebens gehörten laut dem Beschluss der Landessynode zu einer pluralistischen Gesellschaft, müssten aber offen, fair und gewaltfrei in einer freien Gesellschaft ausgetragen werden. Aufrufe zu Hass und Gewalt verletzten diesen Grundkonsens; sie hätten erhebliche Auswirkungen auf die betroffenen Personen und schadeten unserer Gesellschaft als ganzer. „Politischer Meinungsaustausch ist nur in einer Gesellschaft möglich, in der wir ohne Angst verschieden sein können.“

Für Christinnen und Christen sei ein wertschätzender Umgang miteinander Teil des Glaubens. „Wie in anderen gesellschaftlichen Bereichen, so erleben wir auch auf allen Ebenen der Kirche, dass Menschen, die öffentlich Position beziehen, diffamiert, beleidigt und bedroht werden.“ Dem tritt die Landessynode der rheinischen Kirche mit aller Entschiedenheit entgegen: „Hass und Hetze haben innerhalb von Gesellschaft und Kirche keinen Platz“, lautet ihre klare Botschaft. Die Erklärung der Landessynode im Wortlaut:

FÜR DIALOG UND VERSTÄNDIGUNG, GEGEN HASS UND GEWALT

1. Konflikte über grundlegende Fragen unseres Zusammenlebens gehören zu einer pluralistischen Gesellschaft. In einer freien Gesellschaft können und müssen Konflikte offen, fair und gewaltfrei ausgetragen werden. In unserer freiheitlichen Demokratie haben wir gelernt, dass dies möglich ist. Nur so erhalten wir gegenseitiges Vertrauen und bewahren uns eine gemeinsame Zukunft.

2. Aufrufe zu Hass und Gewalt verletzen diesen Grundkonsens. Worte des Hasses führen zu gewaltsamen Taten. Sie haben erhebliche Auswirkungen auf die betroffenen Personen und schaden unserer Gesellschaft als ganzer. Politischer Meinungsaustausch ist nur in einer Gesellschaft möglich, in der wir ohne Angst verschieden sein können.

3. Für uns Christinnen und Christen gehört ein wertschätzender Umgang auch mit Menschen, die eine andere Meinung vertreten, zu unserem Glauben. Wir reden als Menschen mit Menschen – achtungsvoll, offen, hinhörend.

4. Wie in anderen gesellschaftlichen Bereichen, so erleben wir auch auf allen Ebenen der Kirche, dass Menschen, die öffentlich Position beziehen, diffamiert, beleidigt und bedroht werden. Dem treten wir als Landessynode der Evangelischen Kirche im Rheinland mit aller Entschiedenheit entgegen. Hass und Hetze haben innerhalb von Gesellschaft und Kirche keinen Platz.

5. Vor diesem Hintergrund verurteilen wir die Morddrohungen gegen Pfarrerin Melanie Jansen und ihre Familie aufs Schärfste. Wir stehen in uneingeschränkter Solidarität hinter unserer Kollegin und Schwester in Christus und an der Seite aller Menschen, die gegen Hass und Gewalt Position beziehen.

LANDESSYNODE DER EVANGELISCHEN KIRCHE IM RHEINLAND

Die Landessynode ist das oberste Leitungsgremium der Evangelischen Kirche im Rheinland. Die 37 Kirchenkreise entsenden Theologinnen/Theologen und Nichttheologinnen/Nichttheologen in die Landessynode, die gemeinsam die Kirche leiten. Aktuell sind es 199 Personen. Die nicht theologischen Mitglieder stellen dabei die Mehrheit. Dem 15-köpfigen Präsidium der Synode steht der Präses vor. Wenn die Landessynode nicht tagt, führt das Präsidium als Kirchenleitung die Geschäfte. Aufgrund der aktuellen pandemischen Situation tagt das rheinische Kirchenparlament erneut nicht in Präsenz, sondern in Form einer Videokonferenz.

Schwerpunktthema der Landessynode war die Seelsorge; außerdem ging es um den Klimaschutz, die Situation von Flüchtlingen an den Außengrenzen der Europäischen Union und das gemeinsame Abendmahl. Am Mittwoch erstattete Präses Dr. Thorsten Latzel desn Synodalen seinen Bericht über die für die Kirche bedeutsamen Ereignisse des vergangenen Jahres; am Donnerstag wurden der Haushalt verabschiedet und eine Nachfolgerin für die Abteilung Theologie und Ökumene des Landeskirchenamtes gewählt.

 

 

 

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